Diese imposante Bergkristallflasche ist eine herausragende Arbeit aus der berühmten Mailänder Saracchi-Werkstatt. Ihre bauchige, an eine Pilgerflasche erinnernde Form wurde durch den ungeschliffenen Bergkristall vorbestimmt. Szenen aus dem Alten Testament schmücken die große Bouteille und laden dazu ein, das Prunkstück zu umschreiten. Die Vorderseite zeigt den Patriarchen Noah beim Pflanzen eines Weinstocks. Mehrere Gehilfen unterstützen ihn. Die Rückseite hat die Schande des Noah zum Thema: Sein Sohn Ham findet ihn betrunken und sieht seine Blöße.
Um 1580 entstand dieses Meisterwerk des Steinschnitts nach einem Entwurf von Annibale Fontana. Der italienische Künstler war Medailleur, Bildhauer und Kristallschneider sowie durch Heirat mit den Saracchi verwandt. Die Mitglieder der Saracchi-Werkstatt hauchten den alttestamentarischen Gestalten auf dem spröden, bisweilen nur wenige Millimeter dünnen Glas Leben ein. Selbst noch die Muskulatur der Figuren und der bewegte Faltenwurf ihrer Gewänder treten deutlich hervor. „Arte minuta“ – Detailkunst – heißt diese Fertigkeit, die in den Mailänder Werkstätten so perfekt beherrscht wurde. Die mit Rubinen und Smaragden besetzte Fassung der Flasche ist der Kostbarkeit des Stückes angemessen. Eine weitere Besonderheit sind die goldenen Angriffe in Gestalt doppelschwänziger Sirenen.
Nur wenige Bergkristallflaschen haben sich über die Jahrhunderte erhalten, die Dresdener ist die größte von ihnen. Kurfürst August schätzte das zerbrechliche Kunstwerk so sehr, dass er die Bouteille nicht in der Kunstkammer, sondern in der Schatzkammer des Dresdner Schlosses verwahren ließ.
- Material & Technik
- Bergkristall, Gold, Rubine, Email
- Museum
- Grünes Gewölbe
- Ort & Datierung
- Mailand, um 1580
- Inventarnummer
- V 186