Ein skurriles Schatzkammerobjekt ist diese kunstvoll mit erhaben geschnittenen Ranken und Dekoren verzierte Nautilusschale, die von einer grotesken Figur getragen wird.
Die seltsame Fußgruppe besteht aus einem Drachen, dessen Leib in einen großen Korallenzinken übergeht. Den Sattel der maskierten Figur, die auf dem Drachen reitet, bildet eine Schildkröte.
Johann Heinrich Köhler, neben Johann Melchior Dinglinger der meistbeschäftigte Goldschmied und Juwelier am Dresdner Hof, hat dieses originelle Gefäß aus verschiedenen Resten der Dresdner Schatzkammer geschaffen. August der Starke hatte seinen Hofjuwelier 1724 mit der Sichtung des historischen Sammlungsbestandes beauftragt. In kürzester Zeit restaurierte Köhler mit acht Mitarbeitern 155 Kunstwerke für das zukünftige Schatzkammermuseum.
Mit Hilfe von Spangen und Schienen schuf er bei diesem Pokal aus einer Fußgruppe des 17. Jahrhunderts und einer in Amsterdam entstandenen Nautilusschale ein originelles neues Kunstwerk. Köhler legte dem Gehäuse einen äußerst fein gearbeiteten Lippenrand auf – eine vorzügliche Goldschmiedearbeit. In ihr, wie auch in den Spangen und Schienen, nimmt der Künstler die Grotesken und das Rankenwerk des Nautilusgehäuses auf. Die Krönung von Köhlers phantasievoller Neuschöpfung ist der kleine geflügelte Drache mit geöffnetem Maul, der an der Spitze des Schneckengehäuses thront.
- Material & Technik
- Silber, getrieben, gegossen, ziseliert, punziert, vergoldet; Nautilusgehäuse mit Flachrelief und Schwarzgravur, Koralle, Granate / Farbfassung: Rotbraun auf der Zunge des großen Drachens
- Museum
- Grünes Gewölbe
- Ort & Datierung
- Drache: wohl 3. Viertel 16. Jh. / Perlmutterarbeit: Umkreis der Familie Bellekin, wohl Amsterdam, 1. Hälfte 17. Jh. / Neufassung: Johann Heinrich Köhler, Dresden 1724
- Inventarnummer
- III 185