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#82

Pokal aus Rhinozeroshorn mit Herme als Schaft

Dinglinger, Johann Melchior (1664-1731) | Goldschmied
Thomae, Benjamin (1682-1751) | Bildschnitzer
Dinglinger, Georg Friedrich (1666-1720) | Emailleur

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3000 Taler bezahlte August der Starke seinem Hofjuwelier Johann Melchior Dinglinger für diese Schale mit der Herme. Sie ist ein Beispiel für das unternehmerische Risiko Dinglingers, der häufig Werke ohne direkten Auftrag schuf und dann von der Gnade und Zahlungsfähigkeit Augusts des Starken abhängig war.

Die Herme ist aus einem einzigen Stück kostbaren Rhinoceroshorns von Benjamin Thomae geschnitzt. Auf ihrem Kopf trägt sie eine kammmuschelartige Schale aus dem gleichen Material. Diamantbesetzte Silbergirlanden sind an ihr befestigt.

Die Goldschmiedefassung der Figur stammt von Johann Melchior Dinglinger, die Emailmalerei am Schaft und Fuß der Schale von seinem Bruder Georg Friedrich. Die kleinen Medaillons zeigen Szenen der griechischen Argonautensage. Um 1709, als diese Prunkschale entstand, war die Erzählung, in deren Verlauf der Argonaut Jason mit Hilfe der Zauberin Medea das goldene Vlies nach Griechenland entführt, hochaktuell.  Hintergrund war ein Besuch des Königs Frederik IV. von Dänemark in Dresden. August der Starke versuchte, seinen Vetter im Rahmen aufwendiger Feste für einen erneuten Zusammenschluß gegen Schweden zu gewinnen. Zahlreiche Verweise an den dänischen König, in einer Allianz die Position Augusts des Starken zu stärken, finden sich in diesem Kunstwerk.  So auch der kleine weißemaillierte Elefant, den der Drache oben auf dem Schalenwirbel präsentiert – das Kleinod des dänischen Elefantenordens. August der Starke, über seine Mutter mit dem dänischen Königshaus verwandt, war Ritter dieses Ordens und trug sein Kleinod zu „besonderen Anlässen“.

Material & Technik
Rhinozeroshorn, Gold, Silber, Email, Diamanten, Barockperle
Museum
Grünes Gewölbe
Ort & Datierung
Dresden, um 1709
Inventarnummer
VI 119
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