Zahlreiche Schnittblumen, die in der Natur gar nicht gleichzeitig blühen, hat der Amsterdamer Goldschmied Dirck van Rijswijck hier in einer prunkvollen Silbervase arrangiert: Maiglöckchen und Lilien, Nelken, Anemonen, Zinnien und Fingerhut, alle überragt von einer gefüllten geflammten Tulpe, die Mitte des 17. Jahrhunderts als besonders exquisit galt. Zahlreiche Insekten umschwirren den Strauß, links der Vase auf einem Zweig sitzt ein Papagei. Rechts kriecht eine Heuschrecke.
Dirck van Rijswijks prächtige Perlmuttarbeit, die August der Starke 1728 auf einer Auktion ersteigern ließ, steht ganz in der Tradition der holländischen Stilllebenmalerei des 17. Jahrhunderts. Die zahlreichen Bedeutungsebenen, die solchen Blumenstillleben innewohnen, erschließen sich dem heutigen Betrachter nur schwer. Der Strauß mit seinen blühenden und verwelkenden Blumen ist ein Zeichen für die Vergänglichkeit des Lebens, ein Vanitas Symbol also. Einzelnen Blumen kommen stark religiös geprägte Bedeutungen zu. Die Schmetterlinge beispielsweise wurden aufgrund ihrer Metamorphose als Auferstehungssymbol gedeutet, die Lilie verweist auf die Unschuld und Keuschheit der Mutter Maria.
Mit seinen einzigartigen Perlmuttkompositionen erlangte Dirck van Rijswijk große Berühmtheit. Er nutzte die natürlichen Tönungen des Perlmutts, die er durch verschiedene Schlifftechniken betonte, um unterschiedlichen Schimmer zu erzeugen. Denn vor allem wegen seines irisierenden, nahezu magischen Lüsters faszinierte das geschliffene und gravierte Perlmutt. Für die Vase verwendete van Rijswijk weißlich leuchtendes Perlmutt, farblich schimmerndes bestimmt die Wirkung der Blätter.
- Ort & Datierung
- Amsterdam, dat. 1654
- Material & Technik
- Perlmutter, graviert, verschiedene Edelhölzer auf Eichenholz;
- Abmessungen
- H 87,0 cm, B 62,5 cm
- Museum
- Grünes Gewölbe
- Inventarnummer
- III 175