Venezianische Netzgläser, „vasi a reticelli“ genannt, gehören zu den subtilsten und elegantesten Erzeugnissen der Glaskunst überhaupt. Sie erfordern bei der Herstellung ein Höchstmaß an Geschicklichkeit und Präzision. Ihre Blütezeit war das Ende des 16. Jahrhunderts. Die meisten dieser kunstvollen Netzgläser wurden in Venedig hergestellt – ein Exportschlager.
Die kostbaren und zerbrechlichen Glasarbeiten standen aber weniger auf prunkvollen Tafeln, sondern dienten eher zur Erbauung in den Kunstkammern europäischer Fürstenhöfe. Im Haus der Fugger in Augsburg wurde venezianisches Glas allerdings auch benutzt, wie der schlesische Ritter Hans von Schweinichen in seinen Lebenserinnerungen 1575 berichtet. Er selbst habe eine Galeere, eine schiffsförmige Schale, zerbrochen, als er sie seinem Herrn kredenzen sollte und dabei auf dem glatten Estrich ausrutschte - wegen sinnloser Nüchternheit. Später, fügte er hinzu, als er betrunken war, sei ihm nichts mehr passiert.
Die Herstellung des venezianischen Netzglases war höchst kompliziert. Die Glasbläser belegten, wie wir heute wissen, einen konischen Hohlzylinder aus durchsichtigem Glas mit weißen Glasfäden. Einem etwas größeren Zylinder von gleicher Form schmolzen sie die Fäden von innen in entgegengesetzter Richtung auf. Dann steckten sie die beiden Hohlkörper ineinander, erweichten sie, kniffen ein Ende zu und bliesen sie in die gewünschte Form. Da die nunmehr in einander verwobenen weißen Fäden der durchsichtigen Masse auflagen, blieben in den Maschen des Netzes kleine Luftbläschen eingeschlossen.