Caspar Lehmann, von dem sie mehrere Werke in der Ausstellung sehen, schuf auch diesen Deckelpokal aus Bergkristall mit der Göttin Diana im Bade und die Glasscheibe mit Jupiter und Juno. Er war der bedeutendste Glasschneider des frühen 17. Jahrhunderts. Aus Uelzen kommend wurde er 1601 zum Kammeredelsteinschneider Kaiser Rudolfs des Zweiten ernannt. Da er zeitweise am Prager Hof in Ungnade gefallen war, kam er 1606 nach Dresden, wo er in dem kurfürstlichen Paar einen neuen Arbeitgeber fand.
Gut drei Jahre blieb er hier, bevor er nach Prag zurückkehrte. Die stockende Zahlweise des sächsischen Kurfürsten hatte ihn zu diesem Entschluss bewogen. Dennoch kam er wohl 1609 für wenige Monate noch einmal nach Dresden zurück. Als er seine letzten Zahlungen von stattlichen 600 Talern erhalten hatte, schied er dann in gutem Einvernehmen.
Die Glastafel mit Juno und Jupiter ist eine Inkunabel des Glassschnitts, die am Anfang der Geschichte der Glasveredlung durch Tiefschnitt steht. Schauen wir uns die Tafel genauer an Auf den Wolken schweben der Gott Jupiter mit dem Blitzbündel in der Hand und seine Gemahlin Juno. Der Pfau ist das Attribut der Göttin, während Jupiter von einem Adler begleitet wird.
Die Landschaft am unteren Rand führt die Technik des Glasschnitts eindrucksvoll vor Augen. Der Künstler schnitt die Küstenlandschaft in das Glas ein, beließ die Wasserfläche aber unbearbeitet. Vorbild für diese schwungvolle Darstellung war eine Federzeichnung des damals hochgeschätzten Malers Bartholomäus Spranger. Christian der Erste erwarb die Glastafel 1590 für seine Kunstkammer. Der Dianapokal ist ein bedeutendes künstlerisches Zeugnis aus Lehmanns Dresdner Zeit.
Der in vergoldetes Silber gefasste Deckelpokal zeigt auf der sogenannten Kuppa aus Bergkristall die scheue Jagdgöttin Diana mit ihren Nymphen beim Bad. Virtuos hat Lehmann die Szene geschnitten. Den Deckel selbst ziert die tragische Gestalt des Aktäon mit seinen Hunden. Noch ist er Mensch, aber auf dem Kopf wächst ihm bereits das Geweih. Denn nach Ovids Metamorphosen hatte der Jäger Aktäon Diana beim Bad beobachtet.
Zur Strafe verwandelt ihn die Göttin in einen Hirsch, der von den eigenen Hunden gejagt und schließlich zerfleischt wird. Diese Figur, wie auch den Schaft in Gestalt eines ruhenden Hirschen ergänzen das Bildprogramm des Kristallpokals. Sie gehen vermutlich auf den Dresdner Goldschmied Daniel Kellerthaler zurück. Der Dianapokal war äußerst beliebt und wurde immer wieder von der kursächsischen Kunstkammer ausgeliehen, bis er schließlich zerbrach.
Doch selbst in diesem schadhaften Zustand gliederte ihn August der Starke in Respekt vor dem Kunstwerk, seinem Schatzkammermuseum ein.