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Rosenwasserkanne mit Becken

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Gießgarnituren mit Kanne und Becken – wir sehen ein herausragendes Beispiel - hatten im höfischen Tischzeremoniell des 17. Jahrhunderts eine wichtige Funktion. Da vorwiegend mit den Fingern gegessen wurde – es gab lediglich Löffel für die Suppe – mussten die Hände immer wieder mit wohlriechendem Wasser gewaschen werden. Außerdem ließ sich mit derartigen kunstvoll getriebenen Waschgarnituren auch repräsentieren.  Aber manche solcher Lavabos waren funktionslos und aufgrund ihrer komplexen Gestaltung kaum zum Waschen geeignet. Sie fanden in den Kunstkammern ihren Platz. Ein solches Beispiel ist die Tischgarnitur von Daniel Kellerthaler, einer künstlerisch und geistig überragenden Persönlichkeit der Dresdner Goldschmiedekunst. Kurfürst Johann Georg I. bezahlte für diese Gießgarnitur stolze 2700 Gulden.

Schauen wir uns die Kanne an: Die figurenreiche Darstellung mit vielen Tieren – Wildschweine, Bären, ein Dachs, ein Stier, Widder, Rehe, und ein Schwan sind erkennbar - lässt sich kaum auf einen Blick erfassen. Eine Episode aus den Metamorphosen des Ovid diente als Anregung. Wir sehen oben auf dem Deckel eine Statuette des Königs Midas. Er trägt keine Krone, stattdessen sind ihm Eselsohren gewachsen. Die Insignien seiner Macht liegen hinter ihm auf einem Blatt. Warum ist er so entstellt? Er hat in einem musikalischen Wettbewerb zwischen Apoll, der die Leier spielt und dem flötenden Marsyas, letzterem den Preis zugesprochen. Daraufhin bestrafte Apollo ihn mit Eselsohren. Den Wettkampf selbst hat Daniel Kellerthaler auf der Innenseite des Wasserbeckens dargestellt.

Dieses prachtvolle Ensemble entstand 1629, in einer Zeit, als Mitteleuropa in den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges zu versinken begann. Zu diesem Zeitpunkt war Sachsen davon noch relativ wenig betroffen. So ist Kellerthalers Werk auch als Zeugnis einer vergehenden Zeit zu sehen.

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