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Bergmannsgarnitur

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Nur ein einziges Mal hat Kurfürst Johann Georg II. sie benutzt, diese kostbare Bergmannsgarnitur mit Amethysten, Topasen und Bergkristallen. Das war 1678 in Dresden, als er dort seine drei Brüder zur sogenannten „Durchlauchtigsten Zusammenkunft“ traf. Im Rahmen der Feierlichkeiten gab es auch eine „Bergwercks-Invention“, also einen thematischen Festumzug, bei dem der Kurfürst in kostbarem „Berck-Habit“ und mit dieser Garnitur auftrat.

Wirkungsvoller hätte er die Herkunft des Reichtums in seinem Lande und seine eigene Stellung als oberster Bergherr nicht demonstrieren können.

Zwei Jahre, zwischen 1675 und 1677, arbeitete der Freiberger Goldschmied Samuel Klemm an dieser Garnitur, die im Anklang an wirkliche bergmännische Arbeitsgeräte entstand. Zu ihr gehörten Axt (Bergbarte), ein kurzes Messer zur Bearbeitung des Talges, die Tscherpertasche zur Aufbewahrung von Unschlitt und Geleucht, lebenswichtig für die Arbeit unter Tage, die Grubenlampe mit Dochtkratzer, eine Hutagraffe mit Schnur und Schließe, Schnallenwerk und Anhänger. Die Bergmannsgarnitur besteht ausschließlich aus Materialien, die im sächsischen Kurfürstentum, im Erzgebirge bei Freiberg und Annaberg, gefunden wurden: Silber und Gold, Bergkristall, Granate, Rauch- und Milchopale, Amethyste. Nur die blauen Türkise kamen in Sachsen nicht vor. Samuel Klemm, Meister der Emaillierkunst, imitierte sie kunstvoll und täuschend echt in blaugrünlichem Email. Mit reicher Farbpalette fertigte er auch zahlreiche ovale Emailmedaillons an, mit denen er einzelne Teile der Garnitur besetzte. Anhand der Szenen können Sie den Weg des Silbers vom Auffinden mit der Wünschelrute bis zur Endverwertung in der kurfürstlich sächsischen Münzstätte verfolgen. Spruchbänder ergänzen die Schilderungen. „Gott segnet die Berge von oben herab“ ist zum Beispiel auf der Hutzier zu lesen. Und die Bodenplatte der Barte trägt die Inschrift: „Das Silber zu diesem werck gab durch Gottes segen der St. Daniel zu Schneeberg.“

Historisch gesehen ist diese Bergmannsgarnitur ein wichtiger Beleg für das wirtschaftliche und kulturelle Erstarken Sachsens nach dem dreißigjährigen Krieg. Die Kurfürsten besaßen die Verfügungsrechte über alle Bodenschätze des Landes. Finanziers erschlossen diese Bodenschätze und bauten sie ab – die Kurfürsten waren am Gewinn und auch vereinzelt an den Bergwerken oder Steinbrüchen beteiligt.

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