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Elfenbeinstatuetten von Johann Heinrich Köhler

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Aufmerksam und leicht nach vorn gebeugt sitzt ein Töpfer auf seinem Stuhl vor einer Töpferscheibe und dreht ein großes Gefäß. Einige Krüge und Töpfe, auch eine Kanne und eine Backform sind schon fertig gestellt. Auf der Balustrade neben und hinter dem Töpfer stehen Teeschalen, Vasen und Kannen in chinesischem Stil. Sie reflektieren die Leidenschaft August des Starken für chinesisches Porzellan und seine Bemühungen, in Meißen die Produktion des „weißen Goldes“ voranzutreiben. Eine erstaunliche Detailfreude, bedenkt man, dass diese ganze Töpferszene gerade einmal zehn Zentimeter hoch ist. Die Töpferscheibe ließ sich früher übrigens drehen, mittels eines Uhrwerks. Links neben dem Fuß der Scheibe befindet sich die Öffnung zum Aufziehen.

Johann Heinrich Köhler hat diesen Töpfer und weitere kleine Figuren akribisch dargestellt. Die Elfenbeinstatuetten ließ er anfertigen und bearbeitete sie dann kunstvoll. Der Waffenhändler auf dem Sockel hat einen Bauchladen mit Pistolen und anderen Waffen, der Schuster repariert einen alten Schuh, während sein Werkzeug um ihn herum auf dem Boden liegt und der Scherenschleifer ist konzentriert bei der Arbeit.

Es handelt sich bei diesen Figuren nicht um Karikaturen des dritten Standes, sondern um detailreiche Wiedergaben ihres täglichen Lebens. August der Starke liebte diese völlig zweckfreien Kabinettstücke.

Heute mutet es vielleicht befremdlich an, dass das einfache und auch ärmste Leben der Handwerker mit den Mitteln der Juwelierkunst thematisiert wurde und dann seinen Platz in den Kunstkammern fand, neben luxuriösen Galanteriewaren oder Goldgefäßen. Ziemlich sicher hat das höfische Festwesen des Barock, bei dem sich die Gäste gerne als Handwerker kostümierten, maßgeblich an der Entstehung dieser und anderer Genrefiguren beigetragen.

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