Das Pallienstechen setzte sich aus Italien kommend um die Mitte des 16. Jahrhunderts auch an den deutschen Höfen durch. Bei dieser Turnierdisziplin ritten zwei Gegner durch eine Holzwand - der so genannten Pallia – getrennt aufeinander zu. Ziel war es, die mitgeführte Lanze an der Tartsche, also der auf der Schulter angeschraubten Stechachsel, oder am Helm des Kontrahenten zu zerbrechen. Der dafür verwendete Harnisch unterscheidet sich vom Körperschutz der älteren Rennen. Die hier gezeigten und für Sachsen typischen Harnische werden aufgrund einiger Besonderheiten als „Sächsisches Rennzeug“ bezeichnet, was, da es sich eigentlich um Harnische für das Pallienstechen handelt, leicht zu Verwechslungen führen kann.
Die von uns nachgestellte Szene besteht aus drei Reitern und mehreren geharnischten Zuschauern. Zwei Reiter prallen gerade in voller Aktion aufeinander, während der dritte schon für das nächste Stechen bereitstehende Ritter, sich auf einem durch das Splittern der Lanzen zurückschreckenden Pferd zu halten sucht. Beobachtet wird das Ganze von zwei daneben stehenden voll ausgerüsteten Turnierteilnehmern. Die Pallia, die hölzerne Wand, die die beiden Zweikämpfer voneinander trennte, ist auf dem Podest durch eine Glaswand angedeutet, damit die Besucherinnen und Besucher Reiter, Pferde und alle übrigen Figurinen von allen Seiten aus gut sehen können.
Die Harnische gehören zu einer Gruppe von blanken und geschwärzten Turnierharnischen, die von den Kurfürsten August und Christian I. für Adlige, die an ihren Turnieren teilnahmen, in Auftrag gegeben wurden. Originale Turnierkleidung hat sich im Bestand der Dresdener Rüstkammer leider nicht erhalten. Aus diesem Grund mussten die eigens für diese Turniergruppe gefertigten Figurinen zurückhaltend vervollständigt werden.