Einmal mehr sehen Sie hier im Riesensaal ein Weihnachtsgeschenk vor sich, was zeigt, wie beliebt Turniere über das ganze 16. Jahrhundert hinweg am sächsischen Hof waren. Hatte Magdalena Sibylla im Dezember 1612 ihren Mann mit neuen Harnischen überrascht, so hatte bereits Kurfürstin Sophia, die Gemahlin Christians I., für Weihnachten 1591 eine große Garnitur Fußturnierharnische bei Anton Peffenhauser bestellt. Und einmal mehr konnte Peffenhauser zeigen, dass er in der Lage war, Großaufträge illustrer Kunden zu bewältigen: Immerhin hatte die Kurfürstin gleich 12 Harnische bestellt - und es waren längst nicht die einzigen, die im Auftragsbuch des Augsburger Plattners notiert waren.
In schimmerndem Blau stehen die drei verbleibenden Harnische aus dieser Bestellung vor uns. Sie zeigen ein großzügig über den Bauch gelegtes Rankendekor, symmetrisch, elegant, bis in die kleinsten Äderchen detailliert ausgemalt und doch nicht verspielt. Die goldenen Blätter, stilisierten Blüten und in Form gelegten Stängel sind in die Harnische geätzt, eine damals ausgesprochen beliebte Technik.
Es waren vor allem süddeutsche Plattner, die ihre Harnische mit Ätzdekoren zierten. In Frankreich oder Italien hielt man dagegen mehr auf Treibarbeiten und Vergoldungen. Ätzungen haben den Vorteil, dass die Stärke der Harnischplatten kaum verändert wird, auch die glatte Oberfläche bleibt weitgehend gewahrt.
Um solche Blüten und Blätter aufzubringen, wie wir sie auf den Harnischen vor uns sehen, bestrich der Plattner die Flächen zunächst mit Wachs oder einem säurefesten Lack. In diesen Überzug riss er mit einer Nadel oder einem Schaber das gewünschte Dekor ein. Eine ätzende Flüssigkeit, meist Salpetersäure, die er danach über die bearbeitete Fläche gab, fraß sich in das freigelegte Material, während die unter dem Lack oder Wachs liegenden Stellen nicht angegriffen wurden.
Ein einzelner der hier gezeigten Harnische wiegt etwas über 18 Kilo. Für uns heute schwer vorstellbar, wie man früher mit diesem Gewicht noch kämpfen konnte. Doch die Männer hatten meist von Kindesbeinen an mit Harnischen trainiert und wenn diese maßgeschneidert waren, passten sie gut und stellten keine Behinderung dar.