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Turnierharnisch des Kurfürsten Christian I. von Sachsen

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Wenn (...) der Sturz ohne Unfall geschieht, so wird dem Reiter wieder auf den Gaul geholfen und wiederholen sich die Rennen mehrfach. Bei einem Turnier kam es beispielsweise zu fünf Rennen, in welchem beide Renner zweimal fielen. Ein anderes Mal, bei einem 1551 in Weißenfels abgehaltenen Turnier zwischen Herzog August zu Sachsen und Otto von Ebeleben, bei welchem aus dem Rennen wegen der Gäule nichts worden, haben die Renner zu Fuß vollbracht und ist Ebeleben auf die Knie kommen.

Dieser Harnisch mit goldverziertem Waffelmusterdekor begründete die langjährige Auftragsbeziehung zwischen dem sächsischen Hof und dem Augsburger Plattner Anton Peffenhauser. 1582 von Kurfürst August bestellt, scheint er – ob seines schlanken, feingliedrigen Baus – nicht für ihn selbst, sondern für seinen damals 22jährigen Sohn Christian bestimmt gewesen zu sein. 200 Taler kostete August das Geschenk, und es scheint sich ausgezahlt zu haben: Christian zeigte Gefallen am Harnisch und – was dem Vater wichtiger war – an der Turnierreiterei. Jedenfalls bestellte er während seiner eigenen, nur fünf Jahre dauernden Regierungszeit ebenfalls mehrere Harnische bei Peffenhauser in Augsburg.

Bevor der Kurfürst die Bestellung aufgab, schickte ihm Peffenhauser einen Teil des Helmvisiers als Muster zur Ansicht. Gefertigt wurden dann gleich zwei Sättel und zahlreiche Wechselstücke, so dass der Harnisch sowohl für Pallienstechen, Freirennen als auch für Fußturniere angelegt werden konnte. Ins Auge fällt das symmetrisch über den Harnisch gelegte Waffelmuster.

Es besteht aus flach getriebenen Vierecken auf einem vergoldeten Ätzgrund, den ein feines Rankenmuster durchzieht. Die links und rechts der Brust montierten Scheiben mit wehrhaften Spitzen sind so genannte „Schwebescheiben“. Sie dienten dem Schutz der Achselhöhlen, indem sie das Eindringen der gegnerischen Lanze beim Rennen oder Stechen erschwerten.

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