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Prunkharnisch mit Kürisssattel und Morion

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Wie schon der blank polierte und vergoldete Mannes- und Rossharnisch von Anton Peffenhauser, den Christian I. einst bestellte, so wird auch dieser aus Antwerpen gelieferte Prunkharnisch im Inventar von 1606 näher beschrieben. Und wie der Peffenhauser-Harnisch wurde auch er als Reiter auf einem lebensgroßen Pferd in der Rüstkammer bewahrt und präsentiert. Laut Inventar bestand er aus: dem eigentlichen Harnisch, einer Rossstirn, zwei roten Federbüschen mit gelben Reiherfedern, einem Samtschurz mit goldener Borte, schwarzen Seidenstrümpfen, schwarzen Samtstiefeln, vergoldeten Sporen und Steigbügeln, einem rotsamtenen Kürrisssattel, Reitzeug, einer vergoldeten Kandare, einer Streithacke, einem Rapier und einem Leibgurt mit goldener Borte. Der gesamte Harnisch trägt einen goldenen, leicht erhabenen Dekor auf schwarzem, punziertem Grund.

Ein um 1620 von dem sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. in diesem Harnisch gemaltes Porträt bestätigt die meisten der im Inventar gemachten Angaben. Schauen Sie selbst: Das Bild eines uns heute unbekannten Hofmalers zeigt Johann Georg I. in der Pose des Regenten: Ein Baum von einem Mann und ein mit hoher Denkerstirn und wachem Blick ausgestatteter Landesfürst. Minutiös, wenn auch manchmal in der Perspektive etwas verrutscht, gibt der Maler die goldenen Treibarbeiten des Harnischs wieder: Blütenranken, Früchte, Löwen, Fabelwesen wie Sphingen und Sirenen, die Grotesken an den Armen und Oberschenkeln und nicht zuletzt das grausige, von Schlangenhaar umspielte Haupt der Medusa im Zentrum der Brustplatte. Anders als im Inventar vermerkt, ist der Helmbusch auf dem Gemälde rot-schwarz, der Samtschurz fehlt vollkommen und auch bei den Stiefeln hat sich der Maler offensichtlich gewisse Freiheiten genommen. Statt der schwarzen Samtstiefel sehen wir eiserne Stiefel, die Muster und Gliederung des übrigen Harnischs übernehmen.

Kurfürst Christian II. hatte die schwarz-goldene Garnitur für seinen jüngeren Bruder Johann Georg gekauft, vermutlich als Geschenk zu dessen Hochzeit am 16. September 1604 mit Sibylla Elisabeth von Württemberg. Christian II. bezeugte mit dem Kauf Kennerschaft und einen exquisiten Geschmack. Denn dieser Harnisch gehörte schon damals zu den großartigsten Exemplaren der Plattner- und Goldschmiedekunst in ganz Europa.

Tatsächlich wurde der Harnisch nicht erst zur Hochzeit von Johann Georg in Auftrag gegeben. Er existierte bereits, auch wenn er einst für eine andere Hochzeit – oder zumindest Brautschau - gefertigt wurde. Er war knapp 50 Jahre alt, als Christian II. ihn von Heinrich Cnoep, einem Goldschmied und Händler, dessen private Verbindungen bis an den dänischen Königshof reichten, angeboten bekam.

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