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Sturmhaube, Radschlosspistolen, Kürisssattel und Pulverflasche

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Während bei den Hoffesten die glanzvolle Vergangenheit mit Ritterspiel und großen Paraden gefeiert und für die eigenen Absichten in Anspruch genommen wurde, entwickelte sich die Kampftechnik auf den Schlachtfeldern Europas weiter. Schon im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts wurde Schwarzpulver für Waffen verwendet, zunächst in schweren, übermannsgroßen Geschossen, gegen Ende des 15. Jahrhunderts auch in kleinen Handfeuerwaffen. Es war das in Deutschland oder Italien erfundene Radschloss, das wesentlich zur Entstehung der handlichen Pistolen beitrug.

Die beiden hier gezeigten Radschlosspistolen sind aus Eisen und Kupfer getrieben, vergoldet, geätzt und graviert. Ihre Oberfläche überziehen feingliedrige Ranken, antike Reiter und fantastische Fabelwesen.

Um 1590, als sie gefertigt wurden, war es üblich, Pistolen als identisches Paar, manchmal sogar als Doppelpaar herzustellen.

Beim Laden wurde das Pulver und die Kugel mit Hilfe eines Ladestocks – der übrigens in den Pistolen gleich unter dem Lauf steckt – von vorne in die Waffe gedrückt. Der Schütze verfügte über mehrere vorgefertigte Patronen, welche in Patronenbüchsen aufbewahrt wurden, um sie vor Nässe zu schützen. Eine Patrone enthielt die genaue Ladung an Pulver und eine Kugel, die zylinderförmig in Papier gewickelt wurde.

Beim Laden riss der Schütze ein Röllchen auf, gab erst das Pulver, dann die Kugel und zuletzt das Papiertütchen in den Lauf. Die auffälligen Kugelknäufe am Griff der Pistolen lassen sich in diesem Fall öffnen. Einer von ihnen enthält noch Werkzeuge zum Reinigen des Laufes.

Den Büchsenmacher, der die Pistolen gefertigt hat, kennen wir nicht. Dass unser Paar aus Augsburg stammt, ist dagegen gewiss.

Am hinteren, achtkantigen Teil des Laufs ist die Augsburger Beschaumarke zu sehen, ein Reichsapfel sowie ein Medaillon mit gekröntem Männerkopf und den Initialen „KT“. Darüber hinaus ähnelt die üppige Dekoration auffällig der ebenfalls hier ausgestellten vergoldeten Sturmhaube, von der wir zumindest wissen, wer sie bestellt hat.

Es war einmal mehr Kurfürstin Sophia bei der Wahl eines Weihnachtsgeschenks für ihren Gatten Christian I. Wenn Pistolen und Haube tatsächlich zusammengehören – und der Augenschein spricht mehr als dafür – können wir die Waffen auf 1589 datieren, dem Jahr, in dem Christian die Geschenke überreicht bekam.

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