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Rapiere, Dolche und Banddegen

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Was vielen von uns heute als antiquarisch gewordenes Wissen gilt, die klassische Götterwelt, die noch vor ein oder zwei Generationen wichtige Vorlage des bürgerlichen Bildungskanons war, diese klassische Götterwelt war für die Gebildeten und Mächtigen der Renaissance-Zeit lebendiger Bezugspunkt ihres Daseins. Sie war Teil der herrscherlichen Identifikation, auf den Waffen der Fürsten prangen antike Tugendhelden und Götter, um Herrschertugenden und Regierungsmaximen sinnbildlich vorzustellen.

Neben christlichen Heiligen oder Sinnsprüchen wie „Meine Hoffnung ist Gott“ oder „Bewahre die Ehre“, sind es oft Helden der römischen Antike, die auf den hier gezeigten Blankwaffen zur Darstellung kommen. Marcus Curtius zum Beispiel, ein römischer Soldat, der - so wird es bei Livius erzählt - im Jahr 362 v. Chr. einen denkwürdigen Tod starb, und zwar nicht als Soldat auf dem Schlachtfeld, sondern als freiwilliges Opfer, indem er sich in eine auf dem Forum Romanum aufgebrochene Erdspalte stürzte. Die Erdspalte schloss sich darauf wieder, und obwohl Livius selbst den Wahrheitsgehalt dieser Legende als ungewiss einschätzt, gilt Marcus Curtius seither als Beispiel altrömischer Tapferkeit.

Ein anderer in der Renaissance gern zitierter Held ist Mucius Scaevola. Seine Geschichte erkennen sie auf dem Knauf der Waffe mit der Nr. 4. Eine Bandwehr mit sehr feinen Gold- und Silbertauschierungen. Scaevola soll Rom gerettet haben, als die Stadt 508 v. Chr. von den Etruskern belagert wurde. Auch diese Geschichte ist außergewöhnlich, denn um seine Standhaftigkeit vor dem Etruskerkönig zu demonstrieren, hielt er seine rechte Hand ins Feuer und gab sich unbeeindruckt, während sie verbrannte. Auch wenn heutige Mediziner vermuten, er könne an einer seltenen Form von Schmerzunempfindlichkeit erkrankt gewesen sein, seinem Ruhm tut dies bis heute keinen Abbruch.

Doch sind es nicht nur Märtyrer für das eigene Volk, sondern auch Götter, Göttinnen oder Allegorien, mit denen sich die sächsischen Fürsten als rechtmäßige Herrscher in Szene setzten. Übrigens gerne auch während großer Festumzüge, wo die Landesherren höchstpersönlich antike Helden-, Götter- und Herrscherrollen für sich in Anspruch nahmen.

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