Der Begriff Rapier stammt aus dem Französischen: „rapière“ bezeichnet dort einen Degen, im Spanischen ist eine „espada ropera“ ein Schwert, das zur Garderobe getragen wird. Die tatsächliche Herkunft des Rapiers liegt jedoch in Italien, wo dieser besondere Degentyp gegen Mitte des 16. Jahrhunderts aufkam. Wie es im Spanischen anklingt, wurden Rapiere mit dazugehörigem Dolch gerne als Garnitur zur festlichen Kleidung getragen. Der Degen blieb jedoch ausdrücklich eine Waffe des adligen Ritters. Nur Fürsten und Adlige durften ihn führen und als Dienstherren an Untergebene übertragen. Das hier gezeigte Exemplar mit Dolch – Nr. 6 - gehörte Kurfürst Christian I., ein Rapier “mit ausgehauenen Bildern und Laubwerk, vergült und eisenfarb (...), welches mein gnädigster Churfürst (...) von Othmar Wetter, Messerschmied allhier zu Dresden, den 22. August Anno 1590 erkaufft.“
Knauf und Gefäß sind mit einem Relief aus elegant ausgearbeitetem Eisenschnitt überzogen. Zwischen dem Rankenwerk aus Blättern und grotesken Mensch-Tier-Wesen sind Medaillons zu sehen mit einzelnen Figuren oder ganzen Szenen - Kampfszenen, in diesem Fall. Prominent auf den Knauf geschmiedet sehen Sie Marcus Curtius, jenen römischen Helden, der mit einem beherzten Sprung in eine brennende Erdspalte eine Naturkatastrophe aufhielt, denn kaum verschwand er mit seinem Pferd in der Tiefe, schloss sich die Spalte und die Gefahr war gebannt.
Othmar Wetter, der im Inventar genannte Waffenschmied stammte aus München. Er war für eine Weile am sächsischen Hof, um hier direkt für die Kurfürsten zu arbeiten. Aus den Quellen wissen wir, dass er am 21. April, also ein gutes halbes Jahr nach dem Ankauf dieser Garnitur, von Christian II. bestallt wurde, sein Jahressold betrug 200 Taler.
Auch von dem künstlerischen Hauptwerk dieser Gruppe, einem Rapier Christians II., Nr. 5, kennen wir den Meister. Es ist Daniel Sadeler, ein Messerschmied aus München, der für den Kaiserhof in Prag und den bayerischen Herzog tätig war. Unser Rapier stammt aus Prag, es kam im Jahr 1610 als Geschenk von Kaiser Rudolf II. an den sächsischen Hof. Knauf und Gefäß sind mit Fruchtgestecken, weiblichen Grotesken und Masken verziert. Den prominenten Platz auf dem Knauf nimmt Fortuna ein, die römische Schicksalsgöttin. Wie eine Siegesgöttin schreitet sie dem Betrachter entgegen, zwei Flügel wie Trophäen zu ihren Füßen, Blumen in den Händen. Als Vorlage läßt sich ein Stich von Etienne Delaune ausmachen, einem französischen Graveur aus dem 16. Jahrhundert.