Wer in dem Rüstkammer-Inventar von 1606 blättert, findet auf Seite 175 folgenden Eintrag: Ein schöner Küriss mit getriebener Arbeit und zum Teil verguldet, (...) welcher mein gnädiger Herr, der Kurfürst Christian (II.) gebraucht, samt einer Schlaghaube, Rücken, Brust, Kragen, Spangerol, Armzeug, Handschuhe, (...), Kniebuckel, ganze Beinschienen, Rossstirn, Sattelbeschläge und ein bar Bügel, ist von einem Augsburger den 23. Septembris Anno 1602 uff die Kammer erkaufft, und Anno 1603 uffs Pferd gesetzt (...), dabei ein schwarz samtener Schurz mit goldenen Posamentborten verbrämt, die Anno 1602 gemacht.
Schön ist der Harnisch heute noch, aus Eisen getrieben, gegraut und mit Figuren aus gegossenem und vergoldetem Kupfer überzogen. Fruchtgehänge sehen wir mit pickenden Vögeln darin, und wo Platz für ganze Szenen bleibt, finden Kämpfe zwischen Männern statt, die in antiker Kriegsbekleidung gegeneinander reiten. Sie streiten mit Lanzen, Schwertern, oft Säbeln - auch Pfeil und Bogen kommen zum Einsatz. Wir sehen Löwenkämpfe, Tiermasken, allerhand Ungeheuer und an den Rändern Blätter und sehr frei behandeltes Rollwerk, eine für die Renaissance typische Dekoration, bei der Bänder wie aufgerollt und verschlungen Wappen, Kartuschen oder Medaillons umfangen. Auf der Sohle am linken Fuß des Harnischs findet sich die Jahreszahl 1599 ins Ornament eingraviert.
1599 und die Nachricht vom Ankauf aus Augsburg sind Daten, die eine Zuschreibung des Harnischs ins Süddeutsche sichern, aber bei der Festlegung eines Meisters noch keine Gewissheit gebracht haben. Lange wurde die kostbare Garnitur dem Augsburger Desiderius Colman zugeschrieben. Die manieristische Überfülle in einem straff organisierten Aufbau weist auf die Plattnerfamilie Colman, deren letzter großer Meister eben jener Desiderius war. Wahrscheinlich um 1578 gestorben, kommt er persönlich nicht mehr in Betracht, eine Colman-Schule, wie lange vermutet, gab es nicht. Wer in Augsburg also tatsächlich für die Ausführung des Stücks verantwortlich war, ein Goldschmied oder Plattner, ein einzelner Meister oder eine Werkstatt, bleibt bis auf weiteres noch offen.