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Feldharnische des späten 16. und frühen 17. Jhs. und Porträt Kurfürst Johann Georg II. von Sachsen

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Nach dem Dreißigjährigen Krieg ist die Zeit der Harnische endgültig vorbei. Es gibt noch Exemplare, bei denen man auf den Schutz von Armen und Beinen verzichtet. Man nennt solche Stücke Kürasse. Die hier gezeigten Harnische wurden fürs Feld, also für die Schlacht gefertigt. Sie stammen aus dem späten 16. Jahrhundert, aber vor allem aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Kurfürst Johann Georg I. und sein Sohn, Johann Georg II., trugen sie im Ernstfall.

Die teils sehr massig wirkenden Harnische wiegen 40 Kilo und mehr, womit sie deutlich schwerer sind als durchschnittliche Stücke aus den früheren Jahrhunderten. Sie schützen nicht mehr den ganzen Körper, es sind Dreiviertelharnische, so genannte „Pappenheimer“.

Reichsgraf und Feldmarschall Gottfried Heinrich zu Pappenheim ließ seine Reiter in solchen Harnischen antreten. Mit ledernen statt eisernen Stiefeln und mit häufig offener Sturmhaube machten sie ihre Träger wendig, die starken, gelegentlich sogar gedoppelten Bruststücke schützten wiederum vor Schüssen aus Radschlosspistolen.

Der geschwärzte Harnisch mit weißem Ledergürtel und Schnallen gehörte Kurfürst Johann Georg I. Er ist schlicht, nur das Vorsteckvisier der Sturmhaube erinnert an einen spitzendurchbrochenen Schleier und gibt dem Stück eine fast orientalische Anmutung. In der Vitrine neben dem Podest sehen Sie einen Feldharnisch von Johann Georg II.

Der Kurfürst ließ ihn sich vom Dresdener Hofplattner Christian Müller schlagen. Er ist aus Eisen getrieben, geschwärzt, die Nietköpfe sind aus Messing, Helmfutter und Vorstöße aus rotem Samt. Der Harnisch ist hier im Riesensaal gleich zweimal zu sehen, hier in der Vitrine und auf einem Gemälde von Johann Fink gleich hinter der Vitrine. Johann Georg II. hat ausdrücklich keinen Prunkharnisch für sein Porträt gewählt, sondern einen Feldharnisch, der jedoch für den besonderen Anlass mit üppigem Helmbusch und samtenem Kurmantel geschmückt ist. Der Kurfürst ist in ganzer Figur zu sehen, mit energischem Blick und einem forsch aufs Kanonenrohr gestellten Fuß.

Auch für seinen Leichenzug hatte Johann Georg II. den Feldharnisch als Freudenkürass vorgesehen. Doch kam das Stück nicht zum Einsatz, da der Kurfürst nicht in Dresden, sondern in Freiberg starb, wohin er vor der Pest geflüchtet war.

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