Schießfeste gab es früher reichlich. Vor allem in der Zeit des Barock gehörten sie zu den Vergnügungen am Dresdner Hof. Häufig fanden sie zu besonders feierlichen Anlässen statt. Dann ließ der sächsische Kurfürst rautenförmige Münzen wie diese prägen, so genannte Schießklippen. Sie wurden als Preise an die erfolgreichen Schützen vergeben, dienten aber auch dazu, den Kurfürsten und seine Familie zu glorifizieren.
Insbesondere die Angehörigen der adligen Hofgesellschaft nahmen an den Schießfesten teil. Die Herren schossen mit Armbrust, Stahlbogen oder Feuerwaffe, die Damen schauten zu. Sie galten als nicht waffenfähig. Fürstinnen konnten sich allerdings durch männliche Schützen vertreten lassen. So kam es auch vor, dass Damen den Schießwettbewerb gewannen.
Wie in diesem Fall. Am 23. Juli 1676 wurde Kurfürstin Magdalena Sibylle Schützenkönigin. Ihrem Sohn, dem Kurprinzen Johann Georg, war beim Vogelschießen in Dresden mit der Armbrust der Königsschuss gelungen. Der damalige Preis: die Schießklippe, die Sie hier sehen. Sie wiegt exakt 176,88 Gramm und ist damit sechs Mal so schwer wie ein Taler. Auf der Vorderseite ist unter dem Kurhut das ineinander verschlungene Spiegel-Monogramm der Regentin zu sehen: MSC - ‚Magdalena Sibylle, Kurfürstin’.
Auf der Rückseite ist die Festwiese abgebildet. Im Zentrum des Bildes die Vogelstange, von der der getroffene Vogel und ein abgetrennter Flügel herabfallen. Links und rechts sind zudem die Personifikationen des Glücks und der Hoffnung dargestellt.
Die Schießklippe hatten Ernst Caspar Dürr und Martin Heinrich Omeis entworfen, zwei Medailleure, die für den kursächsischen Hof in Dresden tätig waren.
Weitere Medien
- Material & Technik
- Silber, geprägt
- Museum
- Münzkabinett
- Ort & Datierung
- Sachsen, 1676
- Inventarnummer
- AGB8975