Grüner Samt. Welch Überraschung. Auf ausdrücklichen Wunsch von August dem Starken waren die Wandbekleidungen im Paradeschlafzimmer nicht mit rotem, sondern mit grünem Samt dekoriert. Einer Farbe, die für Seidenstoffe zu Beginn des 18. Jahrhunderts auch über die Grenzen Sachsens hinaus in Mode gekommen war und „verde de Saxe“ genannt wurde, „Sächsisch grün“.
Die optische Abgrenzung zum Audienzgemach war gewollt. Anders als in Versailles, wo das Paradeschlafzimmer den pompösen Abschluss des höfischen Zeremoniells bildete, hatte es in Dresden den intimen Charakter eines Kabinetts. Kaum jemand durfte es betreten. Nur wenn er ausdrücklich dazu eingeladen wurde. Bei den Hochzeitsfeierlichkeiten 1719 wurden Braut und Bräutigam hier vom Königspaar zur Privataudienz empfangen. Die Hofgesellschaft wartete vor den Türen. Anschließend nahm die Braut die Referenzen der Hofdamen im Audienzgemach entgegen.
August der Starke ließ das Paradeschlafzimmer genauso kostbar ausstatten wie das Audienzgemach. Als architektonische Gliederung des Wandbehangs ließ er zum Beispiel einen prunkvollen Goldbrokat anbringen. Die so genannten „Apelschen Banden“, benannt nach dem Seidenfabrikanten Andreas Dietrich Apel, in dessen Manufaktur in Leipzig der König fast die komplette textile Ausstattung produzieren ließ.
Vorbild für diese Art von Paradeschlafzimmer war das des Prinzen Eugen in seinem Wiener Stadtpalais. Dort waren die Wände ebenfalls mit grünem Samt bekleidet und mit gestickten Borten umrahmt. August der Starke setzte noch einen weiteren Akzent: erstmals in einem Prunkraum ließ er die Wandbehänge mit exotisch-orientalischen Pflanzen- und Fächermotiven ausstatten.