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Das Paradebett

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Es ist unschwer zu erkennen: das Bett ist das dominierende Element im Raum. Ein gewaltiges Imperialbett, das ausschließlich für den zeremoniellen Anlass bestimmt war und höchsten repräsentativen Zwecken diente. Es sollte bewundert werden – schlafen tat darin niemand. Die künstlerische Gestaltung des gesamten Paradeschlafzimmers ging von diesem Bett aus.

Wieder war der Karmesinrote Samt mit Goldtressen besetzt. Doch in diesem Fall fielen die Applikationsstickereien ungewöhnlich opulent aus. Teilweise dreifach übereinandergeschichtet, so kunstvoll, dass Bett und Baldachin ein prächtiges Aussehen bekamen. Die Textilien des Bettes und die Banden der Wände waren identisch gemustert. Ein Muster, das sich auch auf den großen Armlehnstühlen wiederholte, die 1719 an den Wänden platziert, aber schon Ende des 18. Jahrhunderts nicht mehr zu verorten waren.

Vom prächtigen Brokatdekor der Wandbekleidung und der Vorhänge des Paradeschlafzimmers von 1719 sind heute nur noch wenige originale Fragmente erhalten. Zum einen hebt sich das Betthaupt am Kopfende mit seinem gewachsenen Altersbild deutlich als Original ab. Zum anderen hat sich eine der vasenartigen Bekrönungen erhalten, die mit Federbüschen geschmückt auf dem Betthimmel platziert waren.

So unscheinbar dieser so genannte Bettknopf jetzt vielleicht aussehen mag, für die Rekonstruktion war er sprichwörtlich Gold wert. Die an ihm vernähten Gewebeteile enthielten alle Informationen, die für die fadengenaue Rekonstruktion der textilen Ausstattung des Paradeschlafzimmers notwendig waren.

Das Verfahren dazu war äußerst aufwändig. Moderne Webmaschinen erwiesen sich als ungeeignet. Nur auf einem Handwebstuhl konnten die Weber die wertvollen Edelmetallfäden entsprechend sorgfältig ins Gewebe einarbeiten. Heraus kam ein Kunstwerk – inklusive der kleinen Unregelmäßigkeiten, die für das Handweben so charakteristisch sind. Auf diese Art gelang es tatsächlich, den Goldbrokat von 1719 in seinem ganzen Reichtum und seinem Glanz wiederzugewinnen – vergleichbar den barocken Meisterleistungen der Textilkunst.

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