Wie für Paradeschlafzimmer jener Zeit typisch, befand sich 1719 eine stattliche Anzahl von Sitzmöbeln im Raum. Acht große Armlehnstühle und acht Tabourets, also Hocker, deren Bezugsstoffe an die Wandbespannung angepasst waren. Alles en suite, also entsprechend aufeinander abgestimmt. Aus einem Guss, könnte man sagen. Allerdings verliert sich die Spur der Sitzmöbel schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, so dass sie heute für die Rekonstruktion leider nicht mehr zur Verfügung stehen.
In der speziellen Ordnung für das Hochzeitszeremoniell war vermerkt, Zitat: „Nummer 9 ist das schlaffzimmer, wo sich der könig und die königin, der prinz und die prinzessin setzen. Der könig und die königin bekommen arm sessel, der prinz und die prinzessin chaises á dos.“
Auf Stühlen mit Rückenlehne sollte das Brautpaar also sitzen. Als die Privataudienz stattfand, setzten sich die vier gewissermaßen über das Regularium hinweg. Es existiert ein Stich von der Begegnung, auf dem deutlich zu erkennen ist, dass alle vier Personen auf einander gleichgestellten Armlehnstühlen saßen.
Der Sammlungsinspektor und Innenarchitekt Raymond Leplat hatte die Paraderäume in sehr detailreichen Zeichnungen festgehalten. Sie dienten als Vorlagen für die Stiche der Räume im großen Kupferstichband, der die gesamten Hochzeitsfeierlichkeiten von 1719 dokumentieren sollte, jedoch aufgrund seines Umfanges nie vollendet worden war. Die Zeichnungen und Kupferstiche der Paraderäume haben sich erhalten und stellen heute eine einzigartige Forschungsquelle dar.
Die Möblierung des Paradeschlafzimmers wurde durch Marketerie-Objekte dominiert. Von besonderer Bedeutung sind die beiden links und rechts des Kamins befindlichen Toilette-Koffer auf ihren Gestellen. Sie sind als originale Elemente der Erstausstattung 1719 verbürgt. Zwei große Schreibtische ergänzten die Ausstattung. Einen von ihnen mit unglaublich feiner Marketerie können Sie hier wieder bewundern. Der zweite ist - wie einige Möbel, die paarweise vorhanden waren - 1925 im Zuge der Abfindung des ehemaligen Königshauses an das Haus Wettin abgegeben worden. Gerade im Paradeschlafzimmer wird ersichtlich: Nicht alles, was heute fehlt, ist durch den Krieg verloren gegangen.
Setzen Sie nun Ihren Rundgang fort. Vom Paradeschlafzimmer aus gelangen Sie über das Audienzgemach in die beiden Bilderkabinette, wo Sie August dem Starken gewissermaßen persönlich begegnen können. Er erwartet Sie in seinem Krönungsornat mit den Insignien seiner Macht als Kurfürst von Sachsen und König von Polen/Litauen.