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Das Deckengemälde und die Supraporten

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Auch das Bildprogramm des Audienzgemachs unterschied sich wesentlich von den vorhergehenden Räumen. Erstens: das Deckengemälde wurde nicht nur geplant, sondern tatsächlich auch ausgeführt. Allerdings wurde die Farbe nicht auf Putz aufgetragen, sondern auf eine Leinwand, die vor die Decke gehängt wurde. So ist es auch rekonstruiert worden. Zweitens: die fünf Supraporten zeigten berühmte Liebespaare der antiken Mythologie und kein Blumenstillleben. Alle Werke stammten aus der Hand des Hofmalers Louis de Silvestre.

Das Deckengemälde war, entsprechend der Bedeutung des Audienzgemachs, nicht einfach nur Dekoration, sondern glich einem politischen Statement. Es zeigt den muskulösen, bärtigen Helden Herkules, wie er mit wuchtigen Keulenhieben die Laster der Menschheit zu Boden stößt: Verleumdung, Zwietracht, Hass. Eine Allegorische Darstellung von August dem Starken, das unterstreicht auch der kleine geflügelte Genius, der von links herbeischwebt und den Helden bei seinem Kampf unterstützt. Er trägt das sächsisch-polnische Wappen.

Scheinbar im Gegensatz dazu steht das Geschehen auf den Supraporten, von denen drei gut erhalten sind, eine schwer beschädigt war und restauriert werden konnte und eine verloren ging. Die Bilder über den Türen zeigen göttliche Liebespaare. Das passt mit dem Staatsdienenden Pathos auf dem Deckengemälde eigentlich nicht zusammen. Der Auftraggeber, August der Starke, muss diese inhaltliche Differenz jedoch gewollt haben.

Im Schloss von Versailles wäre so etwas niemals möglich gewesen. Jedenfalls nicht in einem Raum dieser politischen Bedeutung. Damit war August der Starke einen Schritt weitergegangen als sein Vorbild, der französische Sonnenkönig.

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