Rekonstruktion oder Original? In diesem Raum fallen die Unterschiede sehr deutlich aus. Es gibt die makellose Rekonstruktion der Raumhülle samt den Textilien. Alles ist neu, die Farben brillant und glänzend, die Strukturen ohne Schaden. Im Gegensatz dazu die Gueridons – die großen mobilen Standflächen für Kerzenleuchter. Sie geben deutlich zu erkennen, dass sie eine Geschichte haben. Oft eine sehr bewegte Geschichte, die sich tief in die Objekte eingeschrieben hat.
Die Leuchterständer sind herausragende holzbildhauerische Arbeiten. Schauen Sie einmal genauer hin. Die Komposition der Figuren, ihre Haltungen: das ist sehr originell. Dazu die feine bildhauerische Ausarbeitung. Lange Zeit war das so nicht mehr wahrzunehmen. Denn die originale Erscheinung war sprichwörtlich begraben unter zwei Schichten von Bronzierungen. Die atemberaubend schönen Stücke waren nur noch ein Schatten ihrer selbst.
Die Restaurierung hatte also das Ziel, die ursprüngliche Vergoldung wieder freizulegen. Leichter gesagt als getan. Die Bronzierung saß fest. Löste sie sich, hinterließ sie grüne Verfärbungen auf der unteren Schicht der Vergoldung. Die wiederum war schon sehr stark beschädigt. Nur durch ein mehrstufiges, sehr kompliziertes Verfahren konnten die Bronzierungen schließlich abgenommen und die originale Fassung freigelegt werden.
Sie können das Konzept der originalen Vergoldung wieder gut erkennen. Zum Beispiel in den Bereichen des Federkleides und Schmuckes. Dort ist sie äußerst fein und subtil auf Glanz gearbeitet. Die Bereiche der Haut dagegen waren als matte Flächen konzipiert. Da sie nicht poliert und dadurch verdichtet waren, sind hier nur noch wenige goldene Partien erhalten.
Durch die Restaurierung können die Gueridons heute - trotz der Narben, die die Geschichte hinterlassen hat - wieder als das gelesen werden, was sie ursprünglich waren. als Meisterwerke der Bildhauerkunst am Hof von August dem Starken.