Bemerken Sie, dass dieser Raum, das Erste Vorzimmer, ein ganzes Stück prachtvoller gestaltet ist als der Eckparadesaal zuvor? Wie gesagt: das war so gewollt. Das liegt vor allem an den zwölf prächtigen Tapisseriestücken, die gewundene Säulen zeigen. Diese Wirkteppiche setzen mit ihrer großen Farbvielfalt kräftige Akzente.
August der Starke hatte die textilen Wandbehänge in Berlin in Auftrag gegeben. Die Entstehung dieser Serie ging jedoch zurück auf die Manufacture Royale des Gobelins in Paris. Jene königliche Hofwerkstätte, von deren Erzeugnissen sich der junge Prinz während seiner Kavaliers-Tour hatte begeistern lassen.
Reich mit Silber und Gold auf bunter Seide durchwirkt. Der Schaft mit Blumenranken umwunden, ein Kapitell mit einer bekrönten Schildkartusche, in die die Initialen AR für Augustus Rex, also König August, in Gold eingewirkt waren.
1769 wurden diese wunderbaren Säulenstücke durch Tapisserien mit chinesisch inspirierten Motiven ersetzt. Die Chinamode – der Fachbegriff dafür ist Chinoiserie - war Mitte des 18. Jahrhunderts in Europa sehr populär. Die chinoisen Banden verblieben bis zum 2. Weltkrieg im Raum. Ab da verliert sich ihre Spur.
Als Ersatz für die verlorenen gewundenen Säulen werden nun nach vergleichbaren, noch erhaltenen Wandbehängen aus der Zeit August des Dritten neue Tapisserien gefertigt. Das geschieht wieder in der ursprünglichen Webtechnik, also von Hand an einem Hochwebstuhl. Weltweit existiert nur noch eine einzige Werkstatt, die Tapisserien dieser Qualität herstellen kann, die Real Fábrica de Tapices in Madrid.
Da diese Herstellungstechnik sehr aufwendig ist und nur von wenigen beherrscht wird, dauert die Fertigung der Tapisserien entsprechend lang. In diesem Raum können Sie daher verfolgen, wie die Ausstattung nach und nach vervollständigt wird. An der Wand Richtung Audienzzimmer sehen sie die fertigen Wirkteppiche. An den übrigen Wänden halten Drucke den Platz für die noch zu fertigenden Elemente frei und ermöglichen so einen ersten Gesamteindruck.
