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Das Zeremoniell

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Das Paradeappartement war eine Art Bühne, auf der der Herrscher seine Macht inszenieren ließ. Wichtigstes Machtinstrument war das Zeremoniell, sein Regisseur der Zeremonienmeister. Er bestimmte den Ablauf der jeweiligen Inszenierung. Und achtete dabei sehr genau auf die sich ständig verschiebenden Kräfteverhältnisse im politischen Ränkespiel.

Bevor er das Zeremoniell festlegte, holte der Zeremonienmeister daher eine Reihe von Erkundigungen ein. Er konsultierte die Anweisungen zu früheren Empfängen, und er informierte sich an anderen Höfen über das dort übliche Zeremoniell. Dabei halfen ihm die sächsischen Gesandten ebenso wie die anderen Zeremonienmeister. Die Stellschrauben, an denen er für die Inszenierung drehen konnte, waren mannigfaltig und reichten von deutlich bis sehr subtil.

So war es üblich, dass der Gastgeber seine Gäste durch eine Kutsche abholen ließ. Mit der Anzahl der vorgespannten Pferde und dem Rang des Hofbeamten, der die Kutsche begleitete, drückte der Gastgeber aus, wie sehr er seine Gäste wertschätzte. Oder eben wie wenig.

Das gleiche Spiel im Schloss. Am Dienstpersonal, das der Zeremonienmeister zur Begrüßung abstellte, konnte der Gast bereits ablesen, wo er in der Gunst des Gastgebers stand. Auf seinem Weg zum Audienzgemach wurde der Gast durch immer höherrangige Beamte begleitet. Je höher der Rang des Beamten und je früher oder weiter dieser entgegenkam, desto wichtiger der Gast.

Das Audienzgemach schließlich bildete den höchsten Raum und den Abschluss der Paradestrecke. Sie können das gut erkennen, wenn Sie sich in die Flucht der Tür rechts neben dem Wandporträt von August dem Starken begeben. Die ‚Enfilade’ des Paradeappartements, also die aneinandergereihten Räume, deren Türöffnungen exakt gegenüber liegen, führt dramaturgisch auf den Audienzstuhl hin.

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