Auch das Paradeappartement war Teil der Inszenierung Sachsens als Großmacht. August der Starke hatte es nach französischem Vorbild einrichten lassen. Die Wandbehänge, das kostbare Silber, die Möbel: Alles diente einzig und allein dazu, die Besucher zu beeindrucken und den Ranganspruch und die Souveränität Sachsens zu unterstreichen.
Das Paradeappartement stellte die bedeutendste Raumfolge innerhalb eines Schlosses dar. Hier fand das minutiös ausgeklügelte herrschaftliche Zeremoniell statt, wenn Gesandte, Würdenträger und wichtige Gäste empfangen wurden. Deshalb war in dieser Raumfolge auch die reichste und kostbarste Ausstattung eines Schlosses zu finden. Schließlich ging es darum, den Rang und die Macht des Herrschers angemessen zum Ausdruck zu bringen.
Nach dem verheerenden Brand von 1701 hatte es im Dresdner Residenzschloss kein entsprechendes Appartement mehr gegeben. Deshalb begann August der Starke zwei Jahre vor den Hochzeitsfeierlichkeiten, den zweiten Stock zu einem Paradeappartement von barocker Pracht umgestalten zu lassen. Zu jener Zeit weilte er vornehmlich in Polen, von dort aus begleitete er Umbau und Ausstattung intensiv und mit sehr klaren Vorstellungen.
Dokumentiert ist das in der umfangreichen Korrespondenz, die er mit dem Generalintendanten der Militär- und Zivilgebäude, Reichsgraf August Christoph von Wackerbarth, führte. Der hielt vor Ort in Dresden die Fäden des Bauprojekts zusammen. Jeden Vorgang und insbesondere die Frage der textilen Ausstattung erörterten die beiden intensiv und auf Augenhöhe miteinander - Wackerbarth nahm kein Blatt vor den Mund. Das Ergebnis überzeugte. Das Dresdner Paradeappartement konnte es mit denen in Berlin und München ohne weiteres aufnehmen. Knappes Urteil eines Zeitzeugen im Jahr 1741:
„Das Schloss ist wohl meublirt, und verdienen insbesondere die Paradezimmer, gesehen zu werden."