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#643

Rock / Militärisches Staatskleid bestehend aus Rock, Weste, Kniehose

August, Polen, König (1670-1733) | Eigentümer

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Dieses goldene Staatskleid mit dem Bruststern des königlich-polnischen Weißen Adlerordens nimmt einen Spitzenplatz innerhalb der königlichen Garderobe ein. Die strahlende Wirkung des Rockes und der Hosen aus glänzendem Goldstoff sowie der mohnblumenroten Weste wird durch die Goldstickerei noch gesteigert. In diesem grandiosen Kleid erschien der König zu Pferd beim Ritterspiel im Stallhof anlässlich der Kurprinzenhochzeit 1719.  

Die üppige Goldstickerei zeigt flächenübergreifend ein vierpassiges Schlaufennetz mit Blüten und eine Randbordüre mit ausladenden Blattschwüngen, Palmetten und Nelken. Die über Pergamenteinlagen gestickten Motive erzeugen eine reiche plastische Oberfläche des Kleides. Aufgrund der materialaufwendigen Sticktechnik – alle Motive wiederholen sich auf der Rückseite – und dem enormen Stoffverbrauch wiegt das Kostüm fast 7 Kilogramm. Die Saumweite des Rockes beträgt beachtliche 526 Zentimeter.

Heute zieren noch 96 kunstvolle Posamentenknöpfe das Kleid. Nur ein Knopf ist verloren gegangen, denn ursprünglich waren es 97. 

Das Goldkleid war so kostbar, dass der König beschloss, es elf Jahre später ein zweites Mal als militärisches Staatskleid zu tragen: bei der Eröffnungsparade zum Zeithainer Lager, einer großen Truppenschau der sächsischen Armee in Gegenwart des Preußischen Königs und dessen Sohnes.

Dafür ließ August der Starke den Rock umarbeiten: Für die gestickten Revers und schmalen Ärmelaufschläge sowie das Futter wurde blauer Samt eingearbeitet. Die Ecken der Vorder- und Rückschöße ließen sich nach außen seitlich einhaken. Dabei kam die Farbe der Chevalier Garde, deren Kapitän der König war, noch mehr zum Vorschein.

Somit ist das Tragen eines goldenen Kleides für August den Starken dreimal belegt: zu seiner Krönung in Krakau 1697, zur Hochzeit seines Sohnes 1719 und zum Zeithainer Lager 1730. Selbst sein Herrscher- und Modevorbild Ludwig XIV. erschien nur bei wenigen Ereignissen in einem goldenen Gewand.

Ort & Datierung
Oberstoff: französisch. Schneiderarbeit: Dresden. 1719. Überarbeitet 1730. Schneiderarbeit: Dresden, königlicher Leibschneider Stickerei: vermutlich sächsisch (Seidensticker Eckhardt ?), nach französischem Dessin
Material & Technik
Rock: Oberstoff: lampasartiger Goldstoff ("glacé drap d´or"), Goldstickerei; Revers, Aufschläge und Futter am Rock: Seidensamt blau; Ordensstern appliziert: Reliefstickerei in vorwiegend Plattstich von Goldgespinst, Goldkantillen, Silbergespinst; Weste: Cannelé ("Gros de Tours") ponceau (lachsrot), Goldstickerei; Futterstoffe: Taft, ponceau, Zwischenlage Leinen, naturfarben hell, Schoßpolster Seidenvlies; Knöpfe: Holz, Golddraht, Goldgespinst (56 Stück am Rock, 37 Stück an der Weste, 3 Stück an der Hose); Schnürverschluss am Rückenteil der Weste.
Dimenions
Taillenumfang 108 cm Saumumfang 551 cm Rückenbreite 36,6 cm Vorderbreite 47 cm Schulterbreite 15,7 cm VM Vorderlänge gesamt (ohne Kragen) 102,5 cm Vorderlänge (Schulter-Saum) 114 cm HM Rückenlänge (ohne Kragen) 103 cm HM Schlitzlänge 46,1 cm Faltenlänge/ Schlitzlänge Rücken re/li 43,5 cm Eingriff Rücken re/li 38 cm HM Rückenlänge gesamt (ohne Kragen) 103 cm Armlochumfang (Vorder-/Rückenteil) 55,6 cm Halsumfang Kragen 46 cm Außenweite Kragen 38 cm VM Kragenhöhe 0 cm HM Kragenhöhe 1 cm Ärmelsaum Umfang 32,6 cm Ärmellänge gesamt 55 cm Ärmelschlitzlänge 17 cm Ärmelaufschlagumfang 39,5 cm Ärmelaufschlagbreite 10,5 cm Tascheneingrifflänge 21,3 cm Taschenpattenlänge 27,5 cm Taschenpattenbreite 16 cm Gewicht 4,561 kg Gesamtgewicht mit Figurine 21,840
Museum
Rüstkammer
Inventarnummer
i. 0028.01
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