Selbstbewusst blickt die Frau dem Betrachter entgegen. Sie trägt ein tief ausgeschnittenes Kleid, darüber einen blauen Samtmantel mit Hermelin. Es handelt sich um Anna Constantia, die spätere Reichsgräfin von Cosel, die wohl bekannteste Geliebte Augusts des Starken.
Dessen Liebesabenteuer sind legendär, tatsächlich aber war die ihm nachgesagte Mätressenwirtschaft an europäischen Königs- und Fürstenhöfen üblich, ja fast schon ein unverzichtbarer Bestandteil eines glänzenden Hofstaates. Die meisten Herrscher hielten sich neben der Gemahlin eine oder mehrere Mätressen. Ganz offiziell bedachten sie sie mit einem jährlichen Einkommen sowie großzügigen Geschenken.
Zuweilen waren die Mätressen glänzende Gastgeberinnen und der Mittelpunkt des Hoflebens. So auch Anna Constantia, die seit 1706 offiziell Geliebte des Königs war und mit August dem Starken später drei Kinder hatte. Am Hof verfügte sie über erheblichen politischen Einfluss.
Gleich zu Beginn ihrer Verbindung hatte Anna Constantia dem König eine Urkunde entlockt, in der er sie, wie es am französischen und dänischen Hof üblich war, als „legitime épouse", also als legitime Ehefrau anerkannte. Oder, wie es auch hieß, „zur Linken" heiratete. Dieser Status unterschied sie von allen anderen Geliebten des Königs.
Anna Constantia war mit diesem Vertrag offiziell zur zweiten Gemahlin Augusts des Starken geworden. Dies berechtigte sie, sich mit dem königlichen Mantel mit Hermelinbesatz darzustellen. Der König sorgte für ihre Standeserhöhung zur Reichsgräfin von Cosel. Er schenkte ihr Schloss Pillnitz und das Taschenbergpalais. Da sie sich jedoch zunehmend in politische Angelegenheiten des Königs einmischte, beendete er 1713 die Liaison. Im Drama.
Anna Constantia weigerte sich, auf die neu gewonnenen Privilegien zu verzichten und die entsprechenden Dokumente herauszugeben. August der Starke verbannte sie auf die Burg Stolpen, etwa 25 Kilometer östlich von Dresden. Der König jedoch hatte bereits eine neue Mätresse: Maria Magdalena, verheiratete von Dönhoff. Sie sehen sie im Porträt nebenan.
Gräfin Cosel blieb bis an ihr Lebensende auf der Burg Stolpen und starb 84-jährig im Jahr 1765.
- Material & Technik
- Öl auf Leinwand
- Museum
- Gemäldegalerie Alte Meister
- Ort & Datierung
- Vor oder um 1710
- Inventarnummer
- Inv.-Nr. 2006/02