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Das Modell der Pendule aux biches, einer auf den Rücken von vier plastisch geformten Hirschkühen (frz. biches) ruhenden und von der Jagdgöttin Diana bekrönten Uhr auf hohem Piedestal, zählt zu den herausragenden Schöpfungen der Pariser Kunsttischlerei des 18. Jahrhunderts. Als Urheber des Modells gilt der aus den Niederlanden stammende Pariser Ébénist Bernard I van Risenburgh (BVRB I; 1670–1738). Referenz für diese Zuschreibung ist zum einen ein Eintrag in dessen Todesinventar 1738 für ein „Modell[s] des Piedestals und des Uhrenkastens auf Hirschkuh“. Dass auch Latz dieses Uhrenmodell fertigte, bezeugt eine Pendule im Bestand der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Sie weist den Stempel der Latz-Werkstatt auf. Diese beiden Dresdner Stücke dürften eine Art Bindegleid zwischen der Produktion BVRB I und der in Postdam befindlichen durch Latz gestempelten Pendule sein.
Objektinformationen
Jean-Pierre Latz (zugeschrieben)
Paris, um 1740
Pendule aux biches in contre partie (Messingfond mit farbigen Einlagen)
Konstruktion: Eiche, Nadelholz
Marketerie: Schildpatt, Messing, Horn (farbig unterlegt), Perlmutt, Ebenholz
Beschläge: Messing, mis en couleur d’or-Verfahren
Zifferblattkartuschen: Email
Fronttür: Glas
Maße: H: 255,5 x B: 65 x T: 46 cm
Kunstgewerbemuseum, Inv.Nr. 53695 + 37667-2
Das heute nur noch in Fragmenten erhaltene Gehäuse bildete zusammen mit dem ihm zugehörigen Piedestal einst ein prächtiges Ensemble. Es ist seit 1768 im Dresdner Residenzschloss nachweisbar. Im 18. und 19. Jahrhundert war das Set stets in aktiv vom Hof genutzten Repräsentationsräumen aufgestellt. Um eine entsprechende Erscheinung sicherzustellen, wurde das Ensemble im 19. Jahrhundert deshalb immer wieder und recht tiefgreifend restauratorisch überarbeitet. Der Platz für die farbigen Einlagen aus Horn, Perlmutt (Muschelschale), Zinn oder Kupfer wurde geschaffen, indem die entsprechenden Partien aus dem Schildpatt der bereits verleimten Marketerie wieder herausgeschnitten wurden. Vor allem die Horn-Einlagen sind sehr empfindlich und lösen sich schnell wieder ab. Früher wurden die Fehlstellen mit Kitten oder farblichen Retuschen optisch geschlossen. Bei der Restaurierung 2024 diente der Kunststoff PET als Ersatz für Horn.
Jean-Pierre Latz (zugeschrieben)
Paris, um 1740
Pendule aux biches in première partie (Schildpattfond mit Messingeinlagen)
Konstruktion: Eiche, Nussbaum, Nadelholz
Marketerie: Schildpatt, Messing, Ebenholz
Beschläge: Messing, mis en couleur d’or-Verfahren
Zifferblattkartuschen: Email
Fronttür: Glas
Maße: H: 266 x B: 66 x T: 47 cm
Kunstgewerbemuseum, Inv.Nr. 37336-1 + 37336-2
Dieses Ensembles ist sehr wahrscheinlich in einem Fertigungsschritt mit dem farbigen contre-partie-Ensemble gefertigt worden. Sowohl die Konstruktion als auch die Marketerie sind identisch. Die Marketerie wurde sehr wahrscheinlich im ausgehenden 19. Jahrhundert stark überarbeitet. Die rote Unterlegung dürfte ein Resultat dieser Maßnahme sein, war dieses Enesemble und sein Gegenstück in den Inventaren zuvor immer als von schwarzem Fond beschrieben worden.
Zusammen mit dem anderen Ensemble in première partie ist dieses Set seit 1768 als Ausstattung des Jagschlosses Moritzburg nachweisbar, in welches sie auf Grund ihres Bildprogramm mit der bekrönenden Jagdgöttin Diana und ihren Hirschkühen sowie dem Trophäenmotiv der Marketerie des Piedestals ideal passten.