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Im Zentrum beider Pendulen ziert ein nur mit einem Löwenfell bekleideter, halbkniender Mann das Türglas. Den Blick richtet er über sich zum Ziffernblatt, welches er mit seinen ebenso nach oben angewinkelten Armen zu tragen scheint. Dargestellt ist hier der in Vertretung für den Titanen Atlas das Himmelsgewölbe tragende Herkules, umgeben von den goldenen Äpfeln der Hesperiden.
Die beiden Ensembles sind mit hoher Wahrscheinlichkeit 1768 aus dem Nachlass des Grafen und Heinrich von Brühl (1700-1763) angekauft worden. Überhaupt stammt ein sehr großer Teil des in Dresden überlieferten Latz-Möbelbestand aus dem Besitz des früheren Premierministers, so zum Beispiel auch die Apollo-Pendulen (Track 6206 und 6207) sowie die Chronos-Pendulen im 1. Vorzimmer und Audienzgemach oder die Zeus-Pendulen im Paradeschlafzimmer.
Die in Eiche gearbeiteten Korpusse der Pendulen und der Konsolen sind mit einer der außergewöhnlichsten polychromen Marketerien in contre partie beleg. Auch wenn die Marketerie viele Fehlstellen hat, bestechen die erhaltenen Ornamente durch ihre hervorragend gearbeiteten Gravuren. Die zarten Ornamentranken und Blüten der Marketerien der Pendulen sind aus vielfarbig hinterlegten Horneinlagen in Gelb, Orange, Rot sowie Blau, Grün und Türkis sowie silbrig-weiß reflektierend glänzendem Perlmutt gearbeitet.
Eine relativ genaue Datierung der Ensembles und Hinweise zu deren Erwerbungszeitraum und -umstand ermöglichen das Wappen Brühls sowie die mit einem Stempel in Form eines bekrönten C versehenen Beschläge. Der sogenannte c-couronné Stempel war eine Steuermarke, die in Paris zwischen März 1745 und Februar 1749 in auf Gegenstände aus Kupferlegierungen aufgebracht wurde, wenn diese verkauft wurden, weshalb die Datierung auf diesen Zeitraum eingegrenzt werden. kann. Das am Scheitel der Pendule befindliche Wappen des Grafen Brühl wurde von ihm bis ca. 1748 verwendet, wodurch sich die Datierung weiter eingrenzen lässt. Zu vermuten ist, dass die Erwerbung im Zusammenhang mit seiner Ernennung zum Premierminister 1746 gestanden haben könnte, auch weil das zentrale Marketeriemotiv der Konsolen auf die Fähigkeiten des Staatsmannes Brühl hinweist.
Objektinformation
Gehäuse: Jean-Pierre Latz (zugeschrieben)
Uhrwerk: Pierre I François Gille (1690 - 1765, signiert)
Paris, ca. 1746-1748
Blindholz/Konstruktionsholz: Eiche
Marketerie: Schildpatt, Messing, Horn (farbig unterlegt), Perlmutt, Ebenholz
Beschläge: Messing, mis en couleur d‘or-Verfahren
Maße: H: 179 x B: 72 x T:36 cm
Kunstgewerbemuseum, Inv.Nr. 37667-1 + 53987; 53676 + 53986