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Innenansicht der St. Bavokerk zu Haarlem

Berckheyde, Job Adriaensz. (1630-1693) | Maler

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Job Adriaensz. Berckheyde (1630–1693) malte die große St. Bavokerk in Haarlem, die 1578 reformiert wurde, mehrfach und aus verschiedenen Perspektiven. Berckheyde wählte hier seinen Standort etwa in der Mitte des Chores, sodass der Blick durch Vierung und Langhaus bis zum imposanten Glasfenster an der Westfassade geht. Das von links einfallende Sonnenlicht streift die Säulen auf der Südseite, spielt auf den Messingleuchtern und der Gruppe der Zuhörer im Mittelschiff und erhellt die westliche Säulenreihe mit den markanten Wappenschildern.  

Der Kirchenraum ist belebt: Eine große, überwiegend in Schwarz gekleidete Menschenmenge lauscht der Predigt, die von der Kanzel verkündet wird. Auffällig ist der weitläufige Raum im Vordergrund, in dem sich einzelne Personen frei bewegen. Berckheyde wählt hier einen Betrachterstandpunkt, der die Unterscheidung zwischen preekkerk und wandelkerk deutlich macht. Im calvinistischen Glauben hat die Predigt eine besondere Bedeutung – die religiöse Gemeinschaft entsteht im gemeinsamen Moment des Hörens. Die preekkerk bezeichnet deshalb den Bereich, in dem die Zuhörer während der Predigt versammelt sind. Die wandelkerk hingegen diente als öffentlicher Raum, in dem Menschen umhergingen, sich unterhielten oder der Orgelmusik lauschten – unabhängig von ihrer Konfession. Beide Bereiche sind keineswegs statisch zu verstehen: Wenn viele Menschen zur Predigt kamen, wurde die preekkerk größer. Fand keine Predigt statt, wurde die gesamte Kirche zur wandelkerk

Berckheyde zeigt diese unterschiedliche Nutzung, indem er die Predigt zwar darstellt, aber in den Hintergrund rückt. So macht er die Kirche sowohl als Ort der Verkündigung als auch als Raum der Gemeinschaft sichtbar. 

Material & Technik
Öl auf Eichenholz
Abmessungen
61,5 x 85,3 cm
Museum
Gemäldegalerie Alte Meister
Ort & Datierung
1665
Inventarnummer
Gal.-Nr. 1511
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