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Il semble que l'animal est dans le monde comme l'eau dans l'eau

Šarčević, Bojan (1974-)

02:06

Die Videoarbeit von Bojan Šarčević (*1974) beginnt mit lauter, leicht dissonanter Orgelmusik. Zwei fest installierte Kameras, deren Aufnahmen im Wechsel zu sehen sind, erfassen den Innenraum der Westerkerk in Amsterdam; einer Kirche, die bis etwa 1630 als eine der frühesten Bauten für den reformierten Gottesdienst errichtet worden ist. Sie zeichnen auch das Verhalten von drei Hunden auf, die sich darin bewegen. Die Tiere wirken unruhig, aber auch neugierig. Ihr Winseln und Bellen vermischt sich mit den Orgeltönen, während sie ziellos durch den sakralen Raum streifen. Die Musik ebbt ab und beginnt erneut. 

Il semble que l'animal est dans le monde comme l'eau 
dans l'eau,
nennt Šarčević seine Arbeit. Der rätselhafte Titel ist einem Satz aus Georges Batailles "Theorie der Religion" (1948) entlehnt: "Das Tier ist in der Welt wie das Wasser im Wasser." Damit beschreibt der französische Philosoph, dass das Tier gänzlich in der Natur aufgeht. Der Mensch hingegen verfügt über ein Bewusstsein, das ihn von seiner Umwelt abgrenzt und somit grundsätzlich vom Tier unterscheidet. In der westlichen Philosophie entspringt hieraus der Gegensatz zwischen Kultur und Natur. Šarčević hinterfragt diese strikte Trennung, indem er dem Titel ein kritisches Il semble que- ("Es scheint, als wäre…") voranstellt. Bildlich wird dieser Zweifel durch die statische Kameraführung betont: Während der Kirchenraum in den Hintergrund tritt, richtet sich der Blick auf das intuitive Verhalten der Hunde in dieser ungewohnten Umgebung. Ihre Präsenz wirkt zunächst befremdlich. Doch sind die Tiere wirklich fehl am Platz? Und erscheinen uns diese Hunde hier wirklich, wie der Titel impliziert, "wie Wasser im Wasser"?  

In seinem Video bezieht sich Šarčević bewusst auf die Bildgattung des niederländischen Kircheninterieurs und greift deren ästhetisches Programm auf. Dabei gilt sein Interesse vor allem dem Moment der Zweideutigkeit, in denen sich das Heilige nicht als Gegenteil, sondern als Teil des Alltäglichen zeigt. In seinem Video öffnet Šarčević somit einen Raum des produktiven Zweifels, der uns dazu anregt, die strikte Trennung zwischen Mensch und Tier, aber auch zwischen dem Heiligen und dem Alltäglichen zu hinterfragen. 

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