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Fokus I: Die Kirche als künstlerisches Motiv

Dr. Almut Pollmer-Schmidt, Kunsthistorikerin, spricht über die kunstgeschichtliche Entwicklung, in der die Kunst den Kircheninnenraum als Motiv entdeckte. 

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Fokus I: Die Kirche als künstlerisches Motiv

Das Kircheninterieur – das heißt, die perspektivische Darstellung von Kircheninnenräumen – entwickelte sich in den Niederlanden im 16. Jahrhundert zu einer beliebten Bildgattung. Sie ist eng mit den religiösen, sozialen und politischen Veränderungen verbunden, die durch die Reformation unter Martin Luther und seinen Anhängern ausgelöst wurden. 

Die Reformation in den Niederlanden nahm dabei einen besonderen Verlauf: Im Zuge der Unabhängigkeit der nördlichen Provinzen von den habsburgischen Niederlanden setzte sich der Calvinismus als Unterform des Protestantismus durch. Außergewöhnlich war, dass die reformierte Kirche sich als publieke kerk (Öffentlichkeitskirche) verstand, ohne jedoch zur Staatskirche im klassischen Sinne zu werden. Hiernach blieben die Stadtkirchen für alle offen – nicht nur für bekennende Calvinisten, sondern auch für Konfessionslose, religiös Unentschiedene und Angehörige anderer Konfessionen. Dazu zählten Katholiken, Lutheraner, Mennoniten, Spiritualisten sowie die tolerierten jüdischen Gemeinden.  

Der Kirchenraum gehörte fest zum Alltag der Menschen und war somit ein Ort der Begegnung. Als künstlerisches Motiv eröffnete er die Möglichkeit, diese gesellschaftlichen Umbrüche und die besondere Rolle der Kirche sichtbar zu machen. 

Die ausgestellten Künstler – Emanuel de Witte, Gerard Houckgeest, Job Adriaensz. Berckheyde, aber auch der zeitgenössische Künstler Bojan Šarčević – widmen sich in ihren Werken nicht nur der komplexen Architektur, sondern auch der Funktion des Kirchenraums als Teil des öffentlichen Lebens. 

 

INTERVIEW

Dr. Almut Pollmer-Schmidt, Kunsthistorikerin, spricht über die kunstgeschichtliche Entwicklung, in der die Kunst den Kircheninnenraum als Motiv entdeckte.

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