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Fokus IV: Die Kirche als sozialer Raum
Kirchenräume waren nie ausschließlich Orte religiöser Praxis – sie waren stets Teil des öffentlichen Lebens. In der niederländischen Republik des 17. Jahrhunderts spiegelten sie eine religiös vielfältige Gesellschaft, in der jedoch nur der Calvinismus öffentlich praktiziert werden durfte. Andere Konfessionen waren zwar geduldet, mussten ihren Glauben jedoch im Verborgenen leben. Die Kirchengebäude selbst blieben aber öffentlich zugänglich – sie wurden von Menschen unterschiedlicher sozialer und religiöser Hintergründe durchquert, genutzt und wahrgenommen, auch jenseits des Gottesdienstes.
In den Kircheninnenräumen von Houckgeest, Berckheyde und de Witte wird diese Offenheit deutlich: Figurengruppen sind in Gespräche vertieft, während sie durch die weiten Hallen schreiten. Selbst die Anwesenheit von Hunden scheint niemanden zu stören. Das Heilige und das Alltägliche sind hier nicht getrennt, sondern bewusst im Kirchenraum vereint.
Auch heute steht die Frage im Raum, welche Rolle Kirchen im öffentlichen Leben übernehmen: Als Orte sozialer Verantwortung, als Räume für Austausch oder als Rückzugsorte in einer vielfältigen Gesellschaft. Die historische Funktion der Kirche als sozialer Raum bietet dabei Anknüpfungspunkte – und wirft zugleich neue Fragen auf.
INTERVIEW
Leen Fritz, Pfarrerin der Dreikönigskirche Dresden, spricht über die soziale Verantwortung der Kirche einen Raum zu schaffen, der zugänglich für alle ist.