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Lichterengel ohne Flügel

Hiemann, Gottliebe (1848-1918) | Künstler

Gottliebe Hiemann

* 1848 in Heidelberg bei Seiffen, † 1918 in Seiffen

Gottliebe Hiemann, geborene Kirschen, war die Tochter eines Drechslers und Brettschneiders. Sie heiratete erst einen Drechsler, der bald starb, dann einen Schneidermeister, und nach dessen Tod wieder einen Drechsler. Insgesamt brachte sie neun Kinder zur Welt und hatte mindestens einen Stiefsohn. Neben ihrer Arbeit als Hausfrau und Mutter stellte sie als eine von ganz wenigen selbstständigen Männelmacherinnen in Seiffen Weihnachtsfiguren her: Sie drechselte sie, versah sie mit Armen und Tüllen für die Kerzen und bemalte sie.

In den Wareneingangsbüchern des Seiffener Verlags H. E. Langer, an den Gottliebe Hiemann ihre Erzeugnisse lieferte, wurden 1904 knapp 60 Dutzend Lichterengel und -bergmänner von ihr, 1914 sogar knapp 120 Dutzend und 1916 noch einmal 95 ¾ Dutzend verzeichnet. Allein diese Einträge belegen also insgesamt über 3.000 Figuren. Von dieser umfangreichen Produktion sind heute nur noch wenige Engel und noch weniger Bergmänner erhalten.

Gottliebe Hiemann stellte ihre Figuren in verschiedenen Varianten und Größen her – mit Armen aus Teig oder aus Holz, mit Tüllen, die an die Hände genagelt sind, oder mit solchen, die direkt am Docken-Körper angebracht sind. Die Flügel der Engel sind oft verloren gegangen, weil sie häufig unverleimt im Rücken der Figuren steckten.

Ob überliefert ist, wie Gottliebe Hiemann aussah, ist unklar: Eine Foto-Postkarte aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts zeigt eine alte Frau mit Katze auf der Schulter. Die Lichterengel, die sie bemalt, ähneln einigen von Gottliebe Hiemanns Figuren – es könnte sich bei der Handwerkerin also um sie selbst handeln.

 

Ort & Datierung
Erzgebirge, um 1900
Material & Technik
Holz, gedrechselt, geschnitzt, gesägt, Tempera, bemalt, gestupft, Streuverzierung, Glasflitter, bestreut
Abmessungen
19,2 x D unten 4,4 cm
Museum
Museum für Sächsische Volkskunst
Inventarnummer
G 3308
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Eingeschränkte Netzwerkverbindung