Auguste Müller
* 1847 in Seiffen, † 1930 in Seiffen
Auguste Müller wurde als Tochter eines Spielzeugmachers und Drechslers in eine arme Familie hineingeboren. Sie arbeitete zunächst als Spielzeugmacherin ohne formelle Ausbildung und fertigte vor allem die üblichen Massenprodukte an. Ein späteres Foto zeigt sie beispielsweise bei der Ablieferung eines Kartons voller Schachfiguren. Vermutlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann sie jedoch, neben ihrem Broterwerb auch kleine Schnitzarbeiten aus Holzresten herzustellen. Diese Figuren und Figurengruppen waren stets mit kleinen handschriftlichen Zetteln versehen, auf denen sie ihre eigenen Interpretationen und Kommentare zu den dargestellten Szenen hinterließ.
Die „Müllergustel“ schnitzte Alltagsszenen, porträtierte Menschen aus ihrem Umfeld oder griff Themen auf, die sie amüsierten oder erstaunten (wie die ersten Automobile). Ihr Werk zeichnet sich durch volkstümlichen Humor, tiefe Frömmigkeit und eine feinsinnige Sozialkritik aus. Im Gegensatz zu den meisten anderen Männelmacherinnen ihrer Zeit und Umgebung erschuf sie tatsächlich künstlerische Arbeiten, die sich von den traditionellen Handwerksprodukten fundamental unterschieden.
Auguste Müller lebte mit ihrer dreibeinigen Katze Lieschen in einer kleinen Stube im ehemaligen Seiffener Bergamt. Im Alter stellte sie keine Spielwaren mehr her, sondern konnte offenbar ein bescheidenes Auskommen damit bestreiten, dass Sommergäste gelegentlich ihre originellen Schnitzwerke erwarben.
Sie war schon sehr betagt, als Oskar Seyffert, der Gründer des Museums für Sächsische Volkskunst, sie „entdeckte“ und zur „Volkskünstlerin in des Wortes wahrster Bedeutung“ erklärte. Heute gilt Auguste Müller als eine der bemerkenswertesten Figuren der erzgebirgischen Volkskunst.
Weitere Medien
- Ort & Datierung
- Seiffen, 1927
- Material & Technik
- Holz, geschnitzt, gesägt, bemalt
- Abmessungen
- 6,5 x 8 x 4 cm
- Museum
- Museum für Sächsische Volkskunst
- Inventarnummer
- G 840