Das Wollkostüm mit Maske entstand 1989 – als Teil der künstlerischen Arbeit der Künstlerinnengruppe Erfurt. Gabriele Stötzer entwarf es für Performances und Filme. Es ist mehr als ein Kostüm: Es umhüllt den Körper, denkt Bewegung mit und wird zugleich zur Projektionsfläche. Stötzers Arbeit mit Wolle, die sie bis heute fortsetzt, verbindet Körperlichkeit, Weiblichkeit und Widerstand. Das Kostüm ist Ausdruck eines aufbegehrenden Selbstverständnisses – eines künstlerischen Eigensinns innerhalb der engen Strukturen der DDR.
Stötzer fiel früh politisch auf. 1976 unterschrieb sie die Petition gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann. Dafür wurde sie exmatrikuliert, später zu einem Jahr Haft im Frauengefängnis Hoheneck verurteilt. Die Begegnungen dort, mit Frauen, die außerhalb gesellschaftlicher Normen standen, prägten ihre Kunst nachhaltig. Stötzer blieb in der DDR – schrieb, fotografierte, filmte – und fand in diesen Medien ihre eigene Sprache.
Wolle ist in Stötzers Arbeiten nicht nur Material, sondern auch Botschaft. In der DDR war Kleidung Mangelware. Viele Frauen strickten und nähten selbst – aus Not, aber auch aus dem Wunsch nach Unabhängigkeit. Stricken war mehr als Handarbeit. Mit eigenen Mustern, eigenen Techniken schufen Frauen etwas Eigenes – jenseits der sonst verfügbaren Mode.
Auch die Orte des Strickens waren wichtig: Strickzirkel und Handarbeitsgruppen waren Räume der Begegnung. Hier wurden Erfahrungen geteilt, Solidarität gelebt, Freiräume geschaffen. All das steckt im Wollkostüm mit Maske: Es erzählt von Weiblichkeit, Gemeinschaft, Widerstand.
Gabriele Stötzer, Wollkostüm mit Maske, 1989, Schafwolle, Metallknöpfe, Pseudoperlen, Strass, Anhänger aus Metall, Gummibänder, Metalldraht, gestrickt, gefilzt, genäht, SKD, Archiv der Avantgarden – Egidio Marzona, Inv.-Nr. I 374/1-3, Foto: Christiane Wagner (Fotostudio Wagner), 1989 (hier nur Maske zu sehen)