Die Autoperforationsartisten – Else Gabriel, Micha Brendel und Via Lewandowsky – formierten sich Anfang der 1980er Jahre an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. In einem künstlerischen Umfeld, das von staatlicher Kontrolle und rigiden Vorgaben geprägt war, entwickelten sie ein radikal eigenständiges Ausdrucksformat: die Autoperforationsartistik. Der Name verweist auf das Prinzip der radikalen Selbstdurchdringung: „auto“ für selbst, „perforation“ für das Durchlöchern, Zersetzen, „artistik“ für die Kunst der Darbietung.
Die Performance Spitze des Fleischbergs fand 1986 im Rahmen einer Faschingsfeier an der Hochschule statt – ein halböffentlicher Raum, in dem subversive Kunst überhaupt erst möglich war. Else Gabriel trug darin ein Dirndl und blies mit einem Föhn das Gefieder eines toten Huhns auf. Dieses Bild – zugleich absurd, komisch, befremdlich – ist bis heute ikonisch. Zwischen Alltagsrequisiten, Tierkörpern und Theaterkostümen erschuf die Gruppe irritierende Bildwelten, die gängige Vorstellungen von Kunst und Körperlichkeit herausforderten.
Die Aktionen der Autoperforationsartisten verbanden Verkleidungen, Texte, Musik und improvisierte Choreografien zu vielschichtigen Aktionen, die zwischen Ironie und Ekel, Nähe und Distanz, Intimität und Öffentlichkeit wanderten. Dabei überschritten sie nicht nur die Grenzen zwischen Kunstgattungen, sondern auch gesellschaftliche und politische Schranken.
Spitze des Fleischbergs ist Ausdruck dieser Grenzüberschreitungen.
- Museum
- Archiv Ulf Wrede
- Inventarnummer
- Leih-Nr. 02