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#722

Fischbassin

03:00

Kind 1: Ein Fischbassin? Aber die Fische konnten sie ja früher gar nicht sehen. Für mich sieht das eher aus wie ein Blumentopf.

Marius Winzeler: (lacht) Schaut es euch erst mal genauer an.

Marie: Das ist doch ein chinesischer Drache, oder? Ein besonderer Drache, das erkennen wir an den gelben Kringeln. Sie sind die mythischen Pilze der Unsterblichkeit, die er gerade jagt.  – Äh,(räuspert sich) das weiß ich von einem Freund. Der ist ein echter Drachen-Spezialist.

Marius Winzeler: Das Porzellan wurde in Asien erfunden. Die Schriftzeichen am oberen Rand sagen, dass unser Bassin aus der Zeit stammt, in der die Ming-Kaiser regierten. Die Ming war eine einflussreiche Familie, die insgesamt 16 Kaiser von China gestellt haben. In dieser Zeit, also ab dem 14. Jahrhundert, blühten Kunst und Kultur auf. Die Ming-Dynastie war ein großer Förderer von beidem. Doch auf dem Land lebten trotzdem viele Menschen in Armut.

Der Drache mit seinen fünf Klauen repräsentiert übrigens einen dieser Ming-Kaiser. Erkennt ihr sonst noch etwas?

Kind 1: Nee, also, ich verstehe es immer noch nicht: Das war ein Aquarium?

Marius Winzeler: Damals wurden Fische in kostbaren Porzellangefäßen gehalten oder gezüchtet. Die Glasaquarien kamen erst viel später auf.

Kind 2: Und wieso steht das Fischbassin in dieser Abteilung? Sie meinten doch, hier in der Kunstkammer sehen wir Dinge, die das Wissen der damaligen Zeit sichtbar machen. Wo ist denn dann das Wissen?

Marius Winzeler: Nun, das Wissen steckt beim Fischbassin im Porzellan, genauer gesagt in seiner Herkunft und seiner Bedeutung. Es erzählt von der Porzellanherstellung in China, die eine jahrhundertalte Tradition hat. Außerdem handelt es sich hier um ein speziell für den chinesischen Kaiser Wanli hergestelltes Porzellan, das exklusiv in den kaiserlichen Werkstätten im Süden Chinas in Jingdezhen gefertigt wurde.  

Marie: Was Herr Winzeler dann sagte, hat mich echt überrascht. Denn er erklärte, Porzellan sei ein „Kunststoff“.

Drache: (empört) Aber Porzellan ist doch kein Plastik!?

Marie: Nein, natürlich nicht.  Ein Kunststoff ist nicht automatisch Plastik. Alle Materialien, die wir Kunststoff nennen, sind nicht in der Natur zu finden. Sie müssen erst aus verschiedenen Materialien zusammengerührt – und wie beim Porzellan – im Ofen gebrannt werden. Die Handwerker im alten China hatten mehr Glück: Dort gibt es an einigen Stellen Ton, der bereits so zusammengesetzt ist, dass beim Brennen Porzellan entsteht. In anderen Teilen der Welt mussten sie diese Zusammensetzung erst finden. Deswegen war das Porzellan so wertvoll. Das alte Chinesische Porzellan ist bis heute sehr kostbar und es hat ziemlich lange gedauert, bis die Handwerker und Erfinder auch in Europa dieses Porzellan nachmachen konnten.

Ort & Datierung
China, Jingdezhen, Ming-Zeit (1368 - 1644), Ära Wanli (1573 – 1619)
Material & Technik
Porzellan, Bemalung: Unterglasurkobaltblau und Aufglasurfarben (doucai 斗彩)
Abmessungen
H. 31,8 cm, D. 40,6 cm, D. Fuß: 23,7 cm
Museum
Porzellansammlung
Inventarnummer
PO 3782
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