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#70

Statuette of Daphne

Jamnitzer, Wenzel (1508-1585, Vorlage) | Entwurf
Jamnitzer, Abraham (1555-1600) | Silberschmied

03:17

Kind 2: Brennt die Frau? Oder schlägt bei ihr gerade der Blitz ein?

Marius Winzeler: (lacht) Nein zum Glück nicht. Sie verwandelt sich gerade in einen Baum.

Kind 2: Was? Sollen diese Äste etwa Teile eines Baums darstellen?

Marius Winzeler: Ja. Die Frau, sie heißt übrigens Daphne, wurde verfolgt. Und als sie nicht mehr weiterkonnte, rief sie ihren Vater um Hilfe. Das ist natürlich eine Geschichte, oder besser gesagt, eine alte griechische Sage. Der Vater war ein mächtiger Flussgott. Um seiner Tochter zu helfen, verwandelte er sie in einen Lorbeerbaum. Und zack! Schon prallte der Verfolger gegen einen Baum, als er dachte, er hätte Daphne endlich erwischt.

Kind 2: Die Menschen, die dieses Kunstwerk anschauen, müssen aber die Geschichte kennen, sonst verstehen sie ja gar nicht, was mit Daphne geschieht.

Marius Winzeler: Das stimmt und das ist ein wichtiger Punkt für Kunstwerke jener Zeit. Sie zeigen zum Beispiel Personen oder Szenen aus der Bibel, oder aus der griechisch-römischen Sagen-Welt. Früher waren den Menschen diese Geschichten viel geläufiger als heute.

Kind 3: Und wieso sind die Lorbeerzweige rot? Das stimmt doch gar nicht.

Kind 2: Was ist das Rote eigentlich? Sieht fast wie Plastik aus, aber das gab es damals ja noch nicht. Ist das vielleicht Porzellan?

Marius Winzeler: Also, die Lorbeerzweige sind rot, weil der Künstler mit einem Material arbeitete, dass nur sehr schwer zu bekommen war. Wir sind schließlich in der Schatzkammer. Ein einfacher Lorbeerzweig hätte es da nicht getan. Wir sehen hier eine Koralle aus dem Mittelmeer. Schon zu Zeiten von August dem Starken und lange davor waren solche Korallen selten und kostbar, mittlerweile stehen die meisten unter Naturschutz.

Drache: Es war damals gar nicht so leicht für den Künstler, eine Koralle zu bekommen. Also eine, die so groß ist.

Marie: Rüdiger, da bist du ja.

Drache: Wieso? Bin ich zu spät?

Marie: Naja, die Tour hat schon längst angefangen. Aber jetzt bist du ja da. Darf ich also vorstellen – mein geheimer Drachen-Experte. Rüdiger! Er wohnt eigentlich in der Gewehrgalerie, aber kennt sich natürlich im ganzen Schloss aus.

Drache: Kein Wunder, nach so vielen Jahrhunderten hier – da habe ich natürlich so einiges gesehen und gehört. Hallo zusammen!

Marie: Dann habe ich auch gleich die erste Frage an dich. Wir stehen ja gerade vor Daphne. Weißt du denn, was Korallen sind? Tiere oder Pflanzen?

Drache: Naja, früher dachten sie, Korallen seien Stein, Tier und Pflanze in einem. Deshalb war so eine Koralle halt auch perfekt, um die Verwandlung einer Frau in einen Baum darzustellen.  Ich weiß noch, dass damals grün bemalte Silberblätter an den Korallenspitzen hingen. Die gibt es jedoch nicht mehr - sie sind verloren gegangen. Ach so, ja, heute zählen Korallen zu den Tieren. Hart wie Stein werden sie erst, wenn sie tot sind. Und, mit ihren Ästen sehen sie aus wie Pflanzen, auch wenn sie keine sind. Da lagen die Menschen damals also gar nicht so falsch (lacht).

Ort & Datierung
Nürnberg, um 1579/80 - 1586
Material & Technik
Silber, getrieben, gegossen, ziseliert, punziert, geätzt, vergoldet; Koralle
Abmessungen
H 64,6 cm / Gewicht: 2.347 g
Museum
Grünes Gewölbe
Inventarnummer
IV 260
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Eingeschränkte Netzwerkverbindung