Marie: (überrascht) So kleine Rüstungen!? Mussten Kinder auch schon zu Turnieren?
Marius Winzeler: Nein (lacht), Kinder, also natürlich nur die Jungs damals, bekamen Rüstungen geschenkt, so wie Kinder heute Spielzeugautos bekommen. Damit sie spielerisch schon mal üben können, wie das ist, erwachsen zu sein.
Kind 3: Aber das war doch sicher irre teuer, ich meine, nur um zu spielen...?
Marius Winzeler: Ja, die Rüstungen hier sind für Kinder zwischen sechs und neun Jahren. Waren sie herausgewachsen, kamen die Harnische in die Sammlung. Denn sie sind von großen Meistern gemacht worden und waren sehr wertvoll.
Marie: Moment! Wieso sagen Sie denn jetzt Harnische? Eben waren es doch noch Rüstungen?
Marius Winzeler: Du hörst ja ganz genau hin! Also, in diesem Fall stimmt beides: es sind Harnische und Rüstungen. Ein Harnisch wird von einem ganz besonderen Schmied hergestellt und dient als Schutzkleidung beim Turnier oder in einer Schlacht. Umgangssprachlich wird ein Harnisch deshalb auch Rüstung genannt. Unter Rüstung verstehen wir allerdings alles, was die Männer damals zum Schutz vor Verletzungen trugen – also auch ihre Waffen. Ein Harnisch ist also ein Teil der kompletten Aus-Rüstung.
Kind 4: Aber, wenn die Kinder nicht in den Rüstungen gekämpft haben... - die gingen damit doch nicht zum Spielplatz?
Marius Winzeler: Nein, Spielplätze wie heute gab es damals noch nicht. Ihr müsst euch klarmachen, dass eigentlich alles, was wir in diesem Raum sehen, zwar gebraucht werden konnte, aber eigentlich der Repräsentation diente, also zum Vorzeigen. Eine kostbare Rüstung bedeutete Reichtum, bei den Männern natürlich auch Kampfgeist und nicht zuletzt Macht.
Marie: Würdest du dir eigentlich heute einen Harnisch anfertigen lassen? Mit so einem Harnisch wärst du sicher ganz schön auffällig, aber auch gut geschützt. Da es eine besondere Maßanfertigung ist, könntest du sogar ein Statement gegen Fast-Fashion setzen, also gegen den Trend, Kleidung zu schnell zu entsorgen, obwohl sie noch nicht abgetragen ist. Was denkst du darüber?