Marie: (freundlich bestimmt) Krallen weg, Rüdiger. Du weißt doch, dass du hier im Kupferstich-Kabinett nur schauen, aber nichts, hörst du, gar nichts anfassen darfst. Deine Krallen passen nun mal nicht in die Handschuhe.
Drache: (resigniert) Na gut. Aber dann nimm du das nächste Bild aus der Schachtel.
Marie: Lass mal schauen. Ah, eine Zeichnung. Ein Junge mit dunklen Locken. Wow, die gefällt mir!
Drache: Aber wieso ist da unten am Rand so viel draufgeschrieben? Irgendwie unordentlich, oder?
Marie: Also, Frau Buck hat uns das so erklärt: Das ist eine Vorzeichnung. Der Junge sieht sehr lebendig aus. Wir können uns vorstellen, wie er gerade vor dem Künstler steht oder sitzt, der ihn schnell zeichnet.
Drache: Woran siehst du denn, dass er schnell gezeichnet hat?
Marie: Naja, du erkennst, dass sich der Künstler hier auf den Kopf konzentriert. Da ist alles ganz fein gezeichnet, sogar mit Schatten. Der Rest, das Hemd zum Beispiel, ist nur noch mit einzelnen Strichen angedeutet und die Hände fehlen ganz.
Drache: Er wollte den Moment einfangen, oder?
Marie: Ja, so wie wir heute mit einer Fotokamera. Die Zeichnung war eine Vorlage für ein großes Bild. Für einen Künstler wie Adolph Menzel waren diese Vorzeichnungen von großer Bedeutung. Und so gibt es sage und schreibe über 200 Vorzeichnungen zu diesem Bild, und diese hier ist eine der schönsten.
Drache: Also, öh,... aber dann ist das doch kein Kunstwerk?
Marie: Frau Buck sagte, selbst solche Zeichnungen gelten heute als Kunstwerke, weil sie uns viel von Techniken und Talenten erzählen. So ein Blatt sei fast wie die Seite eines Tagebuchs. Es zeigt, was dieser Zeichner an einem bestimmten Tag seines Lebens machte. Es ist also auch ein historisches Dokument, ein Beweisstück sozusagen.
Stephanie Buck: Adolph Menzel war bekannt für große Gemälde. Er konnte blitzschnell Leute zeichnen. Danach komponierte er in seinem Atelier aus allen Zeichnungen ein Ölbild. Wir haben euch das Foto von dem Gemälde mit dem Jungen in die Schachtel gelegt. Findet ihr ihn? Ein kleiner Tipp: Er ist mehrfach zu sehen. Schaut einmal, ob ihr ihn beim Brunnen finden könnt. Könnt ihr Unterschiede erkennen?
Und habt ihr gefunden, wie der Junge heißt? Sein Name steht auch auf dem Zeichenblatt.
- Ort & Datierung
- 1882
- Material & Technik
- Bleistift, teilweise gewischt
- Abmessungen
- 204 x 127 mm (Blatt)
- Museum
- Kupferstich-Kabinett
- Inventarnummer
- C 2020-1