Marie: Rüdiger, wo bist du denn schon wieder?
Drache: Bist du schon durch die Glastür gegangen? Hallo, ich bin im großen Zelt – siehst du mich?
Marie: Ah, da bist du.
Drache: Abends, wenn die Besucherinnen und Besucher weg sind, machen wir es uns hier gemütlich, wir, also meine Drachenfreunde und ich. Das ist ganz schön praktisch. Selbst wenn das Wachpersonal kommt – ich meine, wir verstecken uns dann in dem reichverzierten Dekor mit all den wunderbaren Pflanzen. Alles Verzierungen aus feinster Seide und vergoldetem Leder. Schaut mal genauer hin.
Marie: Wunderschön. Aber was passiert dann?
Drache: (verblüfft) Was meinst du?... Ach so, dann machen wir eine kleine Zeitreise – du glaubst gar nicht wie zu Zeiten Augusts des Starken hier im Zelt gefeiert wurde.
Marie: Hier wurde gefeiert?
Drache: Und wie! August hat in dem Zelt zum Beispiel mit dem König von Preußen gespeist, wie ihr das nennt, wenn Menschen von teurem Geschirr essen. Musik spielte, Dienerinnen und Diener kamen angerannt, um immer neues Essen zu bringen, Wein und Zitronenlimo gab es auch, und am Ende einen schönen heißen Mokka.
Marie: Das Zelt stand dann irgendwo draußen, auf einem Feld oder so?
Drache: Ja, genau. Manchmal bauten sie sogar eine ganze Zeltstadt auf. Hier im Raum gibt es ein großes Gemälde davon – habt ihr es schon entdeckt? Es zeigt das Zeithainer Lager. So ein Lager sollte zeigen, wie mächtig und groß die Truppen von August waren. Auch wenn sie dabei nicht gekämpft haben.
Marie: Aus welchem Material sind diese Zelte denn gemacht? Wenn sie draußen standen, mussten sie ja so einiges aushalten!
Drache: Das kannst du glauben. Es gab so manches Unwetter. Die tragenden Teile sind aus gewebten Gurten und kräftigem Leder. Die Pfosten sind aus Holz, der Stoff, das ist feste Baumwolle, die dann eben mit wertvollen Applikationen, also Dekorationselementen aus verschiedenen Stoffen, verkleidet wurden.
Marie: (erstaunt) Von außen hätte ich nie geahnt, wie prächtig das Zelt im Innern ist.
Drache: Volle Absicht. Die Gäste denken, ach, ein Zelt. Dann kommen sie rein, und stehen in einem fantastischen Garten. Glaub‘ mir, die waren platt, wenn sie eintraten.