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Kaftan

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Marie: (schwärmerisch) Ist es nicht toll, dieses rote Gewand? Es strahlt regelrecht. Was mir auch gefällt, im Orient trugen es Männer und Frauen. Ein solches knöchellanges Gewand heißt Kaftan. Es ist aus luftiger Seide und viel bequemer als enge Hosen oder Kleider. An europäischen Höfen wurden sie manchmal als Nachthemden genutzt, weil sie so schön weit sind.

Herr Winzeler erzählte, dass der knallrote Kaftan aus der Zeit von August dem Starken stammt. Damals gab es viele Kaftane hier am Dresdener Hof: teure, bunte oder einfache, wie dieser hier. Rüdiger und ich haben ja schon von den Festen gesprochen, die bei August gefeiert wurden. Im Theater oder in der Oper wurden Kaftane auf der Bühne getragen und August richtete sogar ein Hofamt ein, für das ein Diener immer einen Kaftan tragen musste.

Doch mit der Zeit gingen die Kaftane kaputt, oder die Schauspieler nahmen sie einfach mit nach Hause. Als Teil ihrer Bezahlung, wie sie sagten. Deshalb besitzt das Dresdener Schloss heute nur noch diese beiden Stücke. Vom rechten Kaftan hieß es lange, er hätte einem hohen Würdenträger gehört, aber heute ist klar, der Diener, der ihn für August kaufte, hat sich übers Ohr hauen lassen. Besonders wertvoll ist dieser jedenfalls nicht, trotz der leuchtenden Farbe.

Drache: Jetzt lass mich mal eine Frage stellen: Würdest du heute auch so viele Textilien und Accessoires aus einem anderen Land kaufen, um dich so zu kleiden, als kämest du von dort? August der Starke hat das getan, um seine Bewunderung auszudrücken, aber auch, um sich als absolutistischer Herrscher in Szene zu setzen. Er wollte zeigen, dass er die alleinige Macht im Kurfürstentum Sachsen besaß und unterstrich dies mit der Kleidung eines Sultans. Heute finden es nicht alle Menschen in Ordnung, wenn sich jemand verkleidet, als käme er aus einem anderen Land, oder einem anderen Kulturkreis. Wie denkst du darüber?

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