Marius Winzeler: Bevor wir uns die Kleidungsstücke anschauen, möchte ich euch diese vier Bilder der Familie von Kurfürst August zeigen. August war der Bruder von Moritz und lebte mit seiner Familie lange vor August dem Starken.
Marie: Oh, sie sind sehr festlich angezogen...!
Marius Winzeler: Ja, in diesen Räumen zeigen wir Festgewänder. Auf den Bildern seht ihr, von wem die Kleidung getragen wurde. Sie trugen sie zu Empfängen, zu Festessen, oder wenn ein Maler kam.
Kind 3: Hm? – wenn ein Maler kam?
Marius Winzeler: Naja, Fotoapparate gab es ja noch nicht. Deswegen waren Gemälde so wichtig. Von dem Gemäldepaar, das die Eltern der Kinder zeigt, gibt es zum Beispiel je drei Stück.
Kind 1: Oh je, 3 Bilder hintereinander? Dann mussten Kurfürst August und seine Frau ja ewig Modell stehen. War das nicht anstrengend?
Marius Winzeler: Nein, keine Sorge! Der Maler interessierte sich in erster Linie für die Gesichter, die Hände, na, und für die Kleidung. Er machte sich Skizzen, die er oder seine Gehilfen dann später im Atelier, also seinem Malstudio, auf große Holzplatten übertrugen.
Kind 2: Aber wozu brauchten sie die Bilder?
Marius Winzeler: Die Bilder hatten einen ganz bestimmten Zweck. Sie wurden z.B. verschenkt, um auf sich aufmerksam zu machen – in der Politik und wenn geheiratet wurde. Denn eine mächtige Familie brauchte mindestens eine ebenso mächtige Familie zum Verheiraten der eigenen Kinder.
Kind 4: Aber mal eine ganz andere Frage: War das Mädchen ganz rechts wirklich soooo dünn?
Marie: Herr Winzeler wusste natürlich nicht, ob das Mädchen – (räuspert sich) also ich meine Herzogin Elisabeth von Sachsen – wirklich so dünn war. Aber damals trugen die Frauen unter den Kleidern Mieder – ein Oberteil, das geschnürt werden musste. Und die ließen die Frauen bzw. Mädchen sehr schlank aussehen.
Für Männer wiederum waren prunkvolle Kostbarkeiten auf Hüten – neben bedeutsamen Ringen – eine fantastische Gelegenheit, um Schmuck zutragen. Eine kostbare Hutnadel zum Beispiel. Oder ein Hutband. Schaut mal auf das Bild vom Vater – also Kurfürst August von Sachsen. Der trägt sogar ein Hutband aus purem Gold. Es besteht aus Buchstaben, genauer gesagt aus lauter A’s, die einmal richtig herum und einmal auf dem Kopf stehend zu sehen sind. Er selbst hieß ja August, seine Frau Anna. So stehen die A’s für Anna und August.
Drachen: (ganz begeistert) Pures Gold, wie ich das liebe! Aber habt ihr auf den Bildern die winzigen Drachenschlangen ganz unten links am Bildrand entdeckt? Sie waren, wenn ihr so wollt, die Unterschrift des berühmten Malermeisters Lucas Cranach d. Älteren und seines jüngsten Sohnes.