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Moritzmonument

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Marius Winzeler: Eine Familie, die ein so großes Schloss baut und Schätze sammelt, wie die Wettiner hier in Dresden, muss schon besonders mächtig und reich sein. In diesem Ausstellungsraum zeigen wir, wie alles begann. Das heißt, wie die Wettiner zu der Herrscherfamilie wurden, die über Jahrhunderte das Land regierte. Schauen wir uns zwei Ausstellungsstücke genauer an, die aus der Zeit von Kurfürst Moritz stammen.

Kind 1: Kurfürst Moritz? Wer war das denn?

Marius Winzeler: Bevor ich euch mehr über Moritz und seine Familie erzähle, schaut euch doch erst mal diese Steinfiguren genauer an. Der linke Mann, so viel verrate ich schon, ist Moritz. Er war ein Herzog der Albertiner und erhielt nach einer wichtigen Schlacht bei Mühlberg die sächsische Kurwürde.  Damit ging die Kurwürde von den sogenannten Ernestinern auf die Albertiner des Hauses Wettin über.

Kind 2: Also, ich sehe zwei Männer vor einer Mauer. Sie sehen sehr ähnlich aus. Der linke, also Moritz, ist größer und hält ein Schwert in den Händen, das er dem rechten Mann reicht.

Marie: Etwas hinter den Männern stehen zwei Frauen. Die linke Frau schaut zwar in unsere Richtung, aber sie guckt gar nicht so richtig. Sie wirkt irgendwie abwesend, oder?

Kind 3: Stimmt, ich erkenne ihr Gesicht kaum. Sie hat das Band ihrer Haube über den Mund gezogen. Die andere Frau dagegen schaut mit weit offenen Augen in den Himmel.

Marius Winzeler: Und was ist mit den anderen Figuren?

Kind 1: (lebhaft) Ein Skelett, direkt hinter Moritz. Es hält etwas in der Hand – was es ihm zeigt. Aber, ich weiß nicht, was. Ich kann das nicht erkennen...

Kind 4: Ist das nicht eine Sanduhr? Wir haben so eine zuhause im Badezimmer. Dann weiß ich immer genau, wann drei Minuten Zähneputzen vorbei sind.

Marie: Aber hier putzt sich doch keiner die Zähne?

Marius Winzeler: (lacht mit) Nein. Sanduhren sind alte Instrumente, um feste Zeiten anzuzeigen. Schaut euch diese Uhr genau an: Ihr seht zwei bauchige Gläser, die miteinander verbunden sind. Im unteren Glas ist Sand. Wird die Uhr umgedreht, ist der Sand oben und rieselt durch die enge Stelle in der Mitte. Wenn der gesamte Sand unten angekommen ist, sind zum Beispiel die erwähnten drei Minuten zum Zähneputzen um.

Kind 1: Aber, das verstehe ich noch nicht ganz. Was macht denn das Skelett mit der Uhr?

Marius Winzeler: Es zeigt an, dass die Lebenszeit von Moritz abgelaufen ist. Und dass er jetzt sterben muss.

Drache: Die Kinder hörten Herrn Winzeler gespannt zu, als er erzählte, dass Kunstwerke aus alter Zeit oft wie Bilderrätsel funktionieren. Ich erzähl’s euch mal: Kurfürst Moritz übergibt kurz vor seinem Tod sein Schwert an seinen jüngeren Bruder August. Dieser nimmt das Schwert an und damit auch die Kurfürstenmacht. Denn das Schwert ist nicht nur eine Waffe im Kampf, sondern auch ein Zeichen seiner Macht. Die Frauen sind die jeweiligen Ehefrauen. Links sehen wir Agnes von Hessen, rechts Anna von Dänemark. Das Skelett hinter Moritz hält die Uhr hoch und zeigt dem Fürsten, dass seine Zeit abgelaufen ist, also, dass er jetzt sterben wird. Deshalb ist auch seine Frau Agnes so verschlossen und traurig. Und seht ihr oben auf dem Mauerstück die drei Figuren? Das sind Christus mit dem Kreuz, sein göttlicher Vater mit der Weltkugel und eine Taube, die den Heiligen Geist darstellt. Die drei Figuren zusammen verkörpern den christlichen Gott, der dieser Schwertübergabe zuschaut. Gott ist also Zeuge und einverstanden: Das erkennen wir daran, dass Gottvater die Hand zum Segen hochhält.

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