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Thingschwert

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Marius Winzeler: Ihr habt gerade gesehen, wie Moritz sein Schwert an seinen Bruder August weitergibt. Schwerter waren schon immer wertvolle Waffen. Oft erhielten sie vom Besitzer sogar einen eigenen Namen und gehörten quasi zur Familie. Kein Mann gab sein Schwert einfach weg. Es sei denn, er wurde krank oder starb. Dann musste ein neuer Besitzer her, was meist der älteste Sohn war. Aber Moritz hatte keine Söhne und wählte deshalb seinen Bruder August aus.

Kind 2: Das hier ist aber bestimmt nicht das Schwert von Moritz, oder? Das ist doch viel zu groß.

Marius Winzeler: Ja, es ist viel zu groß, um damit zu kämpfen. Aber es ist trotzdem aus der Zeit von Moritz‘ Bruder August.

Kind 3: Wozu wurde es denn dann gemacht, wenn es nicht zum Kämpfen da war?

Kind 2: (kichert) Ist wohl zum Angeben.

Marius Winzeler: (lacht) Damit liegst du gar nicht mal so falsch. Es ist viel größer als ein Kampfschwert und im Grunde zum Anschauen gedacht. Es sollte zeigen, wie reich und mächtig die Familie ist, die es besitzt. Es ist zum Vorzeigen und zum Repräsentieren, was oft nichts anderes ist als angeben.

Marie: Ich habe mal im Fernsehen gesehen, wie die Queen einen Mann zum Ritter geschlagen hat. Der kniete vor der englischen Königin. Und sie berührte ihn mit einem Schwert an der Schulter.

Marius Winzeler: Ja, das ist eine uralte Form der Auszeichnung. Sie war im Mittelalter nicht ganz ungefährlich. Denn derjenige, der ausgezeichnet wurde, kniete ohne Schwert nieder. Derjenige – und früher waren das nur Männer – der ihn mit der langen Schwertklinge an der Schulter berührte, hätte ihn in diesem Moment auch töten können. Das war also eine ziemlich heikle Angelegenheit. Das setzte großes Vertrauen voraus.

Kind 1: Und das Schwert hier?

Marius Winzeler: Nun, für Ritterschläge wurde es sicher nicht verwendet. Und kämpfen kannst du damit auch nicht. Dafür ist es viel zu schwer. Das Gewicht beträgt allein 12 Kg und es hat eine Gesamtlänge von 265,7 cm.  Wenn ihr einmal genau hinseht, erkennt ihr vielleicht die Gerichtssymbole auf der Klinge. Daher hat es bei uns auch seinen Namen: Das Wort „Thing“ meint so etwas wie Volks- oder Gerichtsversammlung.

Marie: Hm, mal schauen (kurze Pause) Hier, auf dem Schild steht „Bidenhänder“. (überlegt) Heißt das etwa, dass sie das Schwert mit beiden Händen gehalten haben?

Marius Winzeler: Gut kombiniert! Es gab damals viele Kampfschwerter mit sehr langen Klingen. Nicht so groß wie dieses hier, aber schwer genug, um sie beim Kampf mit beiden Händen packen zu müssen. Wer geschickt war, konnte mit einem Bidenhänder ziemlich weit ausholen. Dieses Stück hier wird wohl eher ein Schaustück gewesen sein. Kurfürst August von Sachsen soll es vom dänischen König als Geschenk bekommen haben.

Marie: Ritter werden war eine große Ehre und nur Söhnen adliger Familien vorbehalten. Es war eine harte Ausbildung. Sie mussten das Kämpfen mit verschiedenen Waffen genauso lernen, wie das Reiten und die Sitten und Gebräuche bei Hof. Auch heute gibt es noch Ritter, allerdings keine mehr in Rüstungen. Vielleicht hast du auch schon einmal gehört, dass sich jemand „ritterlich“ verhält, das bedeutet, gut ausgebildet und höflich zu sein. Heutige Ritter kämpfen nicht wie Krieger, sondern sie werden symbolisch für gute Taten zum Ritter geschlagen. Was denkst du darüber?

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