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Heroldstäbe, deutsches Stechzeug

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„Nachdem wir eine sondere Neigung und Begierde tragen, und uns befleißigen, unsere hochlobigsten Voreltern und anderer unseres Hauses (...) verwandten und guten Freunden Leibharnische, wie sie dieselben zu Kriegszeiten und Feldzügen geführt von gutem und ewigem Gedächtnis wegen in unserer Rüstkammer zusammenzubringen und zu behalten.“

So steht es in einem Brief des österreichischen Erzherzogs Ferdinand an Kurfürst August von Sachsen, der heute im Sächsischen Hauptstaatsarchiv aufbewahrt wird. Genauso gut hätte August die Zeilen an eben jenen Ferdinand, Bruder des deutschen Kaisers Maximilian II., schreiben können, denn auch in Dresden sammelte man Harnische und Waffen der Vorfahren und bewahrte Turnierwaffen und -harnische auf, mit denen die Teilnehmer der Ritterspiele ausgestattet wurden. Über 1.500 Waffen zählt das Inventar der Rüstkammer von 1567, das ein paar Jahre nach dem Briefwechsel zwischen Ferdinand und August erstellt wurde. Doch nicht alles, was bis heute in der Sammlung aufbewahrt wird, ist auch alt und von den „hochlobigsten Voreltern“ - zumindest nicht so alt, wie sie auf den ersten Blick vorgeben.

In der ersten Vitrine auf der linken Seite sehen Sie verschiedene Stücke, die zu Turnierausrüstungen des späten Mittelalters gehörten - oder vermeintlich aus dieser Zeit überliefert sind.

Die Hauptbestände der Sammlung stammen aus der Zeit ab 1547, als Dresden kurfürstliche Residenz wurde. Gut 300 Jahre später, im 19. Jahrhundert, versuchten Museumsdirektoren die Bestandslücken aus der Zeit davor zu schließen. Es wurden zum Teil zweifelhafte Stücke aus anderen Sammlungen angekauft. Die Teile der aus Eisen geschmiedeten und getriebenen Rennzeuge gehören mit Sicherheit nicht dazu. Sie sind echte Zeugen von Scharfrennen der Zeit um 1490. Nicht so genau wissen wir das von den übrigen Stücken. Da sind dekorativ bemalte Zimiere, turm- oder hutartige Holzfiguren, die die Helme der Turnierritter zierten, ein Kolbenturnierhelm, ein sehr stark gebraucht aussehendes –Deutsches Stechzeug, eine so genannte Tartsche, die den linken Brustbereich des Turnierreiters von dem Aufprall der gegnerischen Lanze schützte und zwei geschnitzte und zum Teil vergoldete Heroldsstäbe.

Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wandelte sich das, was man zeitgenössisch unter einem Turnier verstand. Ursprünglich war ein Turnier eine Art Training für den Krieg, es wurde abgehalten, um das ritterliche Können der Männer zu üben und zu demonstrieren. Mit dem Einzug der Feuerwaffen verschwand die ritterliche Panzerreiterei aus dem Kriegsgeschehen und somit die Notwendigkeit, von Eisenplatten geschützt mit Lanzen und Schwertern auf den Feind zuzureiten. Doch das Können und die Ausrüstungen wurden weiter gepflegt, fortan zur kurfürstlichen Repräsentation und zur höfischen Unterhaltung.

Wenn Sie mehr zu der Ausstellung im Riesensaal erfahren möchten, hören Sie sich bitte auch das vertiefende Audio unter den weiteren Medien an.

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