QR-Code

Feldharnisch und Banddegen

02:42

Die Prunkwaffen der Spätrenaissance bilden den Hauptbestand der Dresdener Rüstkammer. Neben Harnischen für Mann und Ross und Pistolen, sind es vor allem Blankwaffen für den Nahkampf wie Rapiere, Dolche, Degen und Schwerter, die die Sammlung prägen. Der hier gezeigte Degen war ein Geschenk des Herzogs Johann Georg Casimir von Sachsen-Weimar an den Kurfürsten Johann Georg I. Überreicht wurde er im Januar 1620, Anlass war wahrscheinlich ein Ereignis im Dreißigjährigen Krieg, der kaiserliche Doppeladler am Knauf verweist auf diesen Zusammenhang.

Als Johann Georg I. an die Macht kam, vertrat er in dem Konflikt zwischen der katholischen Liga und der Protestantischen Union lutherische Positionen. In der unübersichtlichen politischen Lage vor Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges spielte er eine wichtige diplomatische Rolle. Er amtierte 1612 als Reichsvikar und vermittelte bei der Kaiserwahl erfolgreich zwischen der katholischen und protestantischen Fraktion. 1617 empfing er in Dresden den Kaiser und dessen potentiellen Nachfolger Ferdinand, das heißt, als Landesherr des mächtigsten protestantischen Territoriums erkannte er das Kaisertum der katholischen Habsburger an. Auch wenn er danach den 100. Jahrestag des Reformationsbeginn mit einem Jubelfest feierte.

Direkt über dem Stichblatt ist eine weitere Figur zu sehen: Ein fast nackter, muskulöser Mann en miniature scheint dort Wache zu halten. Er trägt eine Keule über der Schulter, und wer sich mit antiken Mythen auskennt, erkennt daran Herkules, der für seine Stärke berüchtigte Held der Alten Griechen.

Rückgriffe auf mystische Helden, mehr oder weniger versteckte Hinweise auf antike Götter und Heroen nehmen in der Renaissancekultur einen breiten Raum ein. Vor allem Adlige mit Herrschaftsanspruch schätzten solche Verweise. Wer als Herkules betitelt wurde, sonnte sich, zumindest im übertragenen Sinn, in göttlichem Ruhm. An Degen, Rapieren oder Dolchen war es vor allem der Knauf, der als Blickfang für solche Heldenfiguren diente.

Auf der Klinge eingraviert ist unter anderem die Devise: „Soli Deo Gloria“, „Gott allein die Ehre“, eine in der frühen Neuzeit gern zitierte Wendung. So unterzeichnete zum Beispiel Johann Sebastian Bach zahlreiche seiner Kompositionen mit dieser Signatur, beziehungsweise mit dem Kürzel SDG.

0:00
Eingeschränkte Netzwerkverbindung